Gegensätze ziehen sich an
19. April 1982

«Tug Of War» handelt von Gegensätzen, das Duett «Ebony And Ivory» mit Steve Wonder, über das Zusammenleben von Schwarzen und Weissen, wurde ein globaler Nummer 1-Hit. In die Zeit der Aufnahme fielen das Ende von Pauls Band Wings und die Ermordung von John Lennon. Dennoch gilt «Tug Of War» als eines von McCartneys besten Alben.

Bewertung: * * * * * *


Links zu den Kapiteln:
John Lennons Ermordung
George Martins Rückkehr und Aufnahmen in Montserrat
die Wings werden flügellahm
von Metaphern, der Rasse und von Hits
Gäste von Ringo Starr über Carl Perkins zu Eric Stewart
die weiteren Songs
die Singles und Videoclips
die Versionen
Rezeption und Statistik


Die Aufnahmen zu «Tug Of War» und dem Nachfolgealbum «Pipes Of Peace» von 1980 bis 1983 waren ein kreativer und kommerzieller Höhepunkt in Paul McCartneys Schaffen. «Die Musik machte grossen Spass und wir taten das, was wir machen wollten. Und dann noch mit all den Gästen zu spielen, war der grosse Bonus», erinnert sich Paul in der «Archive Collection» an die Aufnahmen zu «Tug Of War».

Für die Produktion engagierte er zum ersten Mal seit «Live And Let Die» Beatles-Produzent George Martin. «Ich mag ihn wirklich als Produzenten und wenn du mit Leuten arbeitest die wirklich gut sind, ist es viel einfacher», so Paul einem anderen Interview. Dass er zum ersten Mal seit den Beatles-Tagen wieder ein Album mit George Martin aufnahm, half McCartney bestimmt, besser mit den hohen Erwartungen an ihn und sein erstes Album nach John Lennons Tod umzugehen.

John Lennons Ermordung
Um 22.48 h lokaler Zeit am 8. Dezember 1980 feuerte Mark David Chapman mehrere Schüsse auf John Lennon ab. Das Attentat geschah vor dem Eingang des Dakota an der Ecke 72nd Street/Central Park West in New York, worin John Lennon und Yoko Ono ein Appartement besassen und in dem Yoko Ono heute noch lebt. Am Nachmittag, als Lennon das Haus verliess, um ins Record Plant Studio zu fahren, hatte Chapman bereits auf ihn gewartet, John signierte ihm die LP «Double Fantasy». Als die Polizei am Tatort eintraf, entschieden die beiden Beamten, nicht auf die Ambulanz zu warten, zu kritisch war Lennons Zustand, sondern fuhren ihn im Streifenwagen ins Roosevelt General Hospital, wo er kurz nach Einlieferung um 23.07 Uhr, gut zwanzig Minuten nach den Schüssen, verstarb.

john lennon signin double fantasy of mark david chapman december 1980
Eines der letzten Fotos von John Lennon zeigt, wie er seinem späteren Morder Mark David Chapmans ein Autogramm gibt.

In Europa ging es bereits auf die Morgenstunden zu, so dass viele, auch Familie McCartney, den Tag begannen, ohne etwas von der Tragödie vernommen zu haben. Als Linda McCartney die Kinder zur Schule gebracht hatte und zur heimischen Farm bei Rye in Sussex zurückgekehrt war, tigerte Paul vor der Haustür auf und ab. «Schon als ich ihn sah, wusste ich, dass etwas schreckliches passiert sein musste», erinnerte sie sich. «Ich habe ihn noch nie zuvor so gesehen, er war verzweifelt, weinte.» Pauls Manager Peter Shrimpton hatte angerufen und Paul die traurige Nachricht überbracht. Linda führte Paul in die Küche, wo er schon bald von einer Panikattacke heimgesucht wurde: Er wäre bestimmt der nächste. Und noch viel schlimmer, jemand könnte es auf Linda und die Kinder abgesehen haben.

Es war wiederum das Telefon, das zur Normalität rief. George Martin war am Apparat: «Paul, du möchtest heute verständlicherweise nicht arbeiten, oder?», fragte er. Doch am Nachmittag sassen sie in Martins AIR Studio in London und versuchten mit Arbeit über den Schock hinweg zu kommen. Auch George Harrison regierte ähnlich. Er nahm an diesem Tag in seinem Heimstudio in Firar Park neue Musik auf. Einer seiner Begleitmusiker an diesem Tag war Schlagzeuger Dave Mattacks, der ein paar Wochen später bei Paul spielen sollte.

Neben gelegentlichen Besuchen von den McCartneys bei den Lennons war es am 28. März 1974 im Record Plant Studio in Los Angeles zu einer letzten Jamsession von John Lennon und Paul McCartney gekommen, bei der auch Steve Wonder mitgewirkt hatte. Es war das letzte Mal, dass die beiden miteinander musiziert hatten. Die nächsten Jahre blieben sie in Kontakt. Paul erzählte in mehreren Interviews, dass er und John Frieden geschlossen hatten und bei ihrem letzten Telefonat über ihre Kinder sprachen und Brotrezepte austauschten.

George Martins Rückkehr und Aufnahmen in Montserrat

Nach dem Ende der Beatles hat Paul McCartney bisher einzig 1972 wieder mit George Martin gearbeitet, nachdem Albert J. Broccoli bei ihm anfragen liess, ob er den Song zum neuen James Bond Film «Live And Let Die» schreiben würde. Martin hatte 1964 «Goldfinger» von Shirley Bassey produziert. «Live And Let Die» ist ein Song von Paul und Linda McCartney, eine Verbindung von Hard Rock und Reggae. Paul und George Martin erarbeiteten zusammen das Orchester-Arrangement des Songs. Basierend auf dem Song komponierte Martin die übrige Filmmusik. «Live And Let Die» stand sowohl bei den Grammies als auch bei den Oscars auf der Shortlist der Nominationen. Es blieb die einzige Zusammenarbeit von McCartney und Martin in den 1970er-Jahren.

Das Studiohandwerk und das Produzieren lernte Paul McCartney von George Martin. Dieser hatte zu Beginn der Aufnahmen von «Tug Of War» Bedenken und konfrontierte Paul mit folgender Bedingung: «Wenn es wirklich funktionieren soll, wirst du von mir einige harte Kritiken einstecken müssen, was dir nicht gefallen wird, denn du warst eine lange Zeit dein eigener Chef.» Paul akzeptierte die Regeln. «Ich habe immer gerne mit George gearbeitet. Er war eine grosse Hilfe bei den Beatles-Aufnahmen von Anfang bis zum Ende und ich hatte immer eine gute Beziehung zu ihm, vermutlich, weil wir begannen gemeinsam Sachen zu orchestrieren. (…) Du gibst ihm deine Ideen, er bringt seine ein und dann notiert er die Sachen. Ich fand ihn immer inspirierend», erinnert sich Paul in Archive Collection.

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Der Schüler und sein Meister: Paul McCartney und George Martin im Studio während den Aufnahmen zu «Tug Of War». Foto: Linda McCartney; paulmccartney.com


1979 hatte George Martin auf der Karibikinsel Montserrat einen Ableger seiner Air-Studios eröffnet, Martin hatte die Insel Mitte der 70er-Jahre kennen und lieben gelernt. In einem Bungalow mit eher knappen 27 Quadratmetern Fläche hatte George Martin eines der damals modernsten Studios mit einem eigens dafür angefertigten Nieve-Mischpult mit 24 Spuren und 56 Kanälen eingerichtet. Zudem konnte man digital abmischen. «Tug Of War» war das erste Mal, dass Paul digital produzierte, der klarere Sound überzeugte ihn aber schnell davon. In den 1970er-Jahren pflegten die McCartneys in wärmeren Gefilden zu überwintern. Paul nutzte diese Urlaube für das Songwriting. Fernab grosser Touristenströme und einem Flugplatz, worauf nur Propellerflugzeuge landen konnten und dessen Piste dem Vulkan abgetrotzt werden musste, war Montserrat im Februar 1981 ein idealer Ort, um dem Trubel nach John Lennons Ermordung entfliehen und ungestört arbeiten zu können.

Im Air Studio Montserrat wurden einige der wichtigsten Alben der 1980er-Jahre eingespielt, insgesamt 76, von The Police, Lou Reed, den Rolling Stones, Elton John, Eric Clapton, Phil Collins, Dire Straits, Duran Duran, Marvin Gaye oder Black Sabbath. 1989 wurde es durch den Hurrikan Hugo zerstört.

die Wings werden flügellahm
Die Wings waren ein lockeres Gebilde, das den Mitgliedern die Möglichkeit gab, eigene Projekte zu verfolgen. So veröffentlichte Paul im Mai 1980 «McCartney 2». Im Juli und Oktober 1980 machte Paul mit Band weitere Aufnahmen für das Langzeitprojekt «Hot Hits And Kold Kuts», das unveröffentlichten Songs aus früheren Sessions und neues Material enthalten sollte. Die Aufnahmen waren aber unproduktiv. Im «Daytrippin»-Beatles-Magazin erinnert sich Gitarrist Laurence Juber: «Es war Material, das nicht richtig zu einer Rockband passte (…) es ist ein reiferer Sound und es ist ein Künstler, der sich in einer Solo-Karriere einrichtete. (…) Wir hatten eine Bandidentität entwickelt, und es fühlte sich mehr nach einem Soloprojekt von Macca an.»

Mit Gitarrist Laurence Juber flogen die McCartneys in die Provence und trafen Ringo Starr in Cannes. Vom 11. bis 21. Juli arbeiteten sie in den Super Bear Studios in Berre-les-Alpes an Ringos Album «Stop And Smell The Roses». In diesem Studio hatten Pink Floyd «The Wall» aufgenommen». Paul produzierte fünf Songs, darunter «Private Property» und «Attention», die er für Ringo geschrieben hatte. Laurence Juber in «Daytrippin»: «Ich sitze im Studio schaue Paul und Ringo bei der Arbeit zu. (…) Sie haben einen sechsten Sinn für einander.» Nach der Rückkehr nach England nahmen Paul und Linda mit Denny Laine in Pauls Heimstudio die Demoversionen von 15 Songs auf, von denen neun auf den Alben «Tug Of War» und «Pipes Of Peace» erschienen.

1982 paul mccartney ebony and ivory video
Screenshot aus dem Video zu «Ebony And Ivory».


Die ersten Aufnahmen mit George Martin führte Paul im Oktober und November durch, er spielte «We All Stand Together» ein, den Song zum 1984 veröffentlichten Zeichentrickfilm «Rupert And The Frog Song». Bei diesen Aufnahmen war niemand von den Wings involviert, Bei den Aufnahmen im Dezember 1980, den ersten, die für das neue Albumprojekt stattfanden, war von den Wings einzig Denny Laine involviert. Die letzten Aufnahmen mit seiner 70er-Jahre Band Wings führte McCartney im Januar 1981 durch, sie nahmen den Song «Same Time Next Year» auf.

Es war offensichtlich, ausser mit Denny Laine brachte Paul mit seiner Band zurzeit keine neuen Songs mehr zustande. Nach zehn Jahren und sieben verschiedenen Bandbesetzungen waren die Wings am Ende angekommen. Laurence Juber analysierte 2012 in einem Interview dem «Something Else Magazin» das Ende plausibel: «Ich denke, Paul hatte diese wirklich coole Rock Band gegründet und dann aber realisiert, dass er sie überhaupt nicht braucht – oder er wollte sie nicht brauchen, da er sich zum Familienmenschen entwickelt hatte, was eine andere Richtung war. Sein kreativer Impetus hat sich verschoben.»

Laine wirkte bei den Aufnahmen in Montsterrat im Februar und März 1981 mit. Dort kam es zu einem heftigen Streit zwischen Paul und Denny, da dieser die Lyrics von «Somebody Who Cares» kritisierte. Die Geschichten variieren, ob Paul Denny feuerte oder dieser entschied, die Zusammenarbeit zu beenden. Nach der Rückkehr nach England folgte das Ende der zehnjährigen Zusammenarbeit von Paul McCartney und Denny Laine. Dieser war 1980 enttäuscht, dass wegen McCartneys Verhaftung bei der Einreise in Japan Anfang 1980 die Wings-Tour durch Japan und die USA abgesagt werden musste und Paul die Konzerte nicht nachholen wollte. Als sich 1981 abzeichnete, dass sich Paul nach John Lennons Ermordung ins Plattenstudio zurückziehen würde, verliess Denny Laine nach offizieller Mitteilung die Wings auf eigenen Wunsch, weil er Konzerte geben wollte. Mit George Martins und Paul McCartneys Entscheidung, für die Aufnahmen von «Tug Of War» auf die Band zu verzichten, bedeutete Denny Laines Abschied das Ende der Wings. Laine nahm mit eigener Band das Album «Anyone Can Fly» auf und ging damit auf Tour.

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Im «Club Sandwich» Nr. 24, dem Fan Club Zeitschrift, wünscht Paul Denny Laine im Sommer 1981 alles Gute nach seinem Abschied von den Wings.

von Metaphern, der Rasse und von Hits
Der Titel «Tug of War» bedeutet im Englischen Seilziehen. Für Paul drückt er auch Gegensätze wie Ja und Nein, Oben und Unten, Mann und Frau oder Schwarz und Weiss aus. Über die Dualität zwischen schwarzen und weissen Menschen schrieb er «Ebony And Ivory». Die Inspiration kam ihm, als er Spike Milligan die Musikerweisheit aus den Zwanzigerjahren sagen hörte: «Black notes, white notes, and you need to play the two to make harmony, folks!». Paul verwendete die harmonische Anordnung der schwarzen und weissen Klaviertasten als Metapher: «Ebony and ivory live together in perfect harmony / Side by side on my piano keyboard, oh Lord, why don't we?» In der Strophe fährt er fort, dass die Menschen überall dieselben wären und in jedem Gut und Böse steckt. Und schliesst in typischem McCartneyschem Optimismus: «We learn to live, we learn to give each other what we need to survive together alive».

Paul hat sich damit nicht zum ersten Mal der Rassenthematik angenommen. 1964, bei der ersten US-Tour der Beatles durch die Südstaaten, hatte sich die Band geweigert, aufzutreten, bis die Rassentrennung im Stadion aufgehoben wurde. Zwischen der Beziehung mit seiner Verlobten Jane Asher und jener mit seiner späteren Frau Linda war McCartney 1968 mit der schwarzen Francine Schwartz zusammen. Zu dieser Zeit schrieb er «Blackbird». Schwarze Musiker prägten auch die Beatles, von Chuck Berry und Little Richard, dessen Gesangsstil McCartney bestens imitiert, bis zum Motown Sound aus Detroit. Während den «Tug Of War»-Sessions arbeitete Paul mit Michael Jackson zusammen, von 1991-1993 war der schwarze Blair Cunningham sein Schlagzeuger, 2015 produzierte Paul einige Songs des Rappers Kanye West und veröffentlichte zusammen mit West und Rihanna «FourFive Seconds».

Von Anfang an plante Paul, «Ebony And Ivory» mit einem schwarzen Sänger einzuspielen, seine liebste Wahl war Steve Wonder, den Paul und Linda gemeinsam bewunderten. Auf der Hülle von «Red Rose Speedway» (1973) liess Paul in Braille-Schrift «Love You Baby» für Steve Wonder drucken. Paul schätzt Steve Wonders Humor und seine rhythmische Exaktheit. Als sie bei «Ebony And Ivory» in die Hände klatschten, sagte Steve Wonder: «You’re out of the pocket», und meinte damit, dass Paul etwas hinter dem Takt wäre. Sie wiederholten es so lange, bis sie synchron waren. Im Studio lachten und scherzten sie sehr viel. Vor allem machte Steve Wonder immer wieder Witze über seine Blindheit: Wenn er einen Fehler machte und von Paul McCartney oder George Martin darauf hingewiesen wurde, pflegte er zu sagen: «Now, I see it.»

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Paul und Steve Wonder Ende Februar 1981 in George Martins AIR Studio in Montserrat. – Foto: Linda McCartney


Eine andere Eigenschaft Steves ertrug McCartney mit Engelsgeduld: Wonders chronische Unpünktlichkeit. «Er ist ein zuverlässiger Mensch. Er kommt immer, wenn er mit dir abgemacht hat. Bloss nicht zu vereinbarten Zeit», erinnert sich Paul. Steve Wonders Ankunft wäre am 21. Februar geplant gewesen, doch er begann drei Tage zuvor ein eigenes Album einzuspielen. Schlussendlich landete er mit fünf Tagen Verspätung am 26. Februar auf Montserrat. Auch zu den Dreharbeiten für das Video von «Ebony And Ivory» erschien Steve Wonder pünktlich. Aber vier Tage zu spät.

Der zweite Song, den Paul und Steve Wonder auf «Tug Of War spielen, ist die Funk-Nummer «What’s That You’re Doing». Diese entstand aus einer von Wonder initiierten Jamsession.
«Er ging an den Synthesizer und fing an rumzuklimpern. Dabei kam ein tolles Riff raus und ich ging schliesslich ans Schlagzeug», erinnert sich Paul. Am Ende der Session begann Steve Wonder den alten Beatleshit «She Loves You» zu singen.

Im Titelsong «Tug Of War» benützt Paul das Seilziehen als Metapher:
«Für mich ist es ein Lied über das Leben an sich, das ein Seilziehen darstellt. In einer idealen Welt könnten wir uns um eine einfachere Existenz bemühen.» McCartney schreibt: «We expected more / But with one thing and another / We were trying to outdo each other in a tug of war.» Und sinniert danach, wie viel besser es in einem anderen Leben sein würde: «In another world we could / stand on top of the mountain with our flag unfurled.» In den Middle-Eight klingt ein erstes Mal Pauls Engagement für den Umweltschutz durch: «In years to come they may discover / what the air we breathe and the life we lead are all about», und resigniert: «But it won't be soon enough / Soon enough for me.»

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Paul McCartney und Steve Wonder bei der Aufnahme von «Ebony And Ivory». Foto: Linda McCartney, paulmccartney.com

Musikalisch ist der Song ein weiteres Beispiel für die Symbiose von Paul McCartney mit George Martin, der das Arrangement komponiert hat. Zunächst beginnt Paul «Tug Of War» solo, danach kommen Schicht um Schicht die akustische Gitarre, der Bass, das Schlagzeug, die Streicher und die Bläser hinzu, bis in der Mitte, wenn Paul von der besseren Welt singt, das Orchestertutti über die Akkorde einer elektrischen Gitarre spielt. «Tug Of War» zeigt Paul als gereiften Texter, auf der Höhe seiner Kompositionskunst und mit seinen vierzig Jahren ist seine Stimme noch voll im Saft, weshalb der Song zu den Höhepunkten in seinem Katalog zählt. Das «Rolling Stone» verglich den Song gar mit John Lennons «Imagine».

Gäste von Ringo Starr über Carl Perkins zu Eric Stewart
Als Paul McCartney realisierte, dass es mit den Wings nicht mehr weiter ging, dachte er über die Gründung einer Supergruppe nach. Das tat er nicht, nicht zuletzt wegen dem Konzept, den Musiker zu engagieren, den der Song braucht. Obwohl «Tug Of War» nicht von einer Supergroup eingespielt wurde, ist die Liste der Mitwirkenden beeindruckend und spannt den Bogen über McCartneys ganze damalige musikalischen Karriere von den späten 1950er-Jahren bis zur Zukunft in den 1980er-Jahren.

die weiteren Songs
Auf «Tug Of War» erschienen 12 Songs und auf als Single-B-Seiten 3 weitere, die gute B-Seiten sind, aber tatsächlich nicht auf das Album gepasst hätten.

Take It Away
Einer der ältesten Songs, den die Wings bereits 1979 probten. Paul schrieb ihn für Ringo, doch «ich dachte, dass er mir besser passen würde, so wie er in den Chorus geht». Ringo spielt mit Steve Gadd synchron das Schlagzeug. Das Klavier stammt aus einer frühen Phase und wurde von George Martin eingespielt, Paul entschied, es drin zu lassen. «Take It Away» wurde fast ganz in Montserrat eingespielt, Eric Stewart erarbeitete den Hintergrundgesang.

Somebody Who Cares
Der Vorteil an den Aufnahmen in Montserrat war die Lage, am Morgen und Abend und an den Wochenenden konnte man an den Strand gehen. Paul schrieb «Somebody Who Cares» an einem Sonntagnachmittag, während er auf die Ankunft von Steve Gadd und Stanley Clarke wartete. «Mir gefiel die Idee, zu Ihrer Ankunft etwas zu schreiben, so dass dieser Song für alle neu war», erinnert sich Paul. Als sie ihn entwickelten, merkten sie, dass ihm noch etwas fehlen würde. Paul unterbrach die Arbeiten, sagte: «Gebt mir eine Stunde» und kam mit latein-amerikanisch angehauchten Gitarrensolo zurück. Das Intro spielt Paul auf der akustschen Gitarre und Denny Laine auf dem Synthesizer.

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Paul mit Steve Gadd (rechts hinten) und Ringo Starr im AIR Montserrat Studio im Februar 1981. Wahrscheinlich bei der Aufnahme von «Take It Away»– Foto: Linda McCartney.


Die Panflöte spielte Adrian Brett später in London ein, als der Harmoniegesang von Linda und Eric Stewart aufgenommen wurde. Brett war damals der einzige Londoner Flötist, der auch Panflöte spielte. Er erinnerte sich, dass es für seinen Teil keine Noten gab, sondern dass ihm George Martin und Paul im Studio den Song vorspielten und er sein Solo aufgrund der Vorstellungen McCartneys entwickelte.

Here Today
Im August 1981 nahm Paul im ersten Obergeschoss in der Windmühle von Hog Hill bei Rye in Sussex den Song «Here Today» auf – Paul kaufte die Mühle später, sanierte sie und richtete darin sein eigenes Studio ein. «Press To Play» (1986) war das erste Album, das er in seinem eigenen Studio aufnehmen sollte.

Zu «Here Today» erzählt Paul: «Ich fühlte, dass ich irgendetwas (zu Johns Ermordung) schreiben musste, aber das schlimmste wäre gewesen, etwas zu sentimentales zu machen. So versuchte ich, meine Gedanken in Worte zu fassen.» Es wurde das Gespräch, dass Paul und John nie führen konnten. Paul beginnt mit der Frage: «And if I said I really knew you well / What would your answer be?» und gibt die Antwort: «Well knowing you / You’d probably laugh and say / That we were worlds apart».

Paul spielt die akkustische Gitarre. Mit George Martin komponierte er das Arrangement für ein Streicherquartett. Von der Machart erinnert der Song an «Yesterday». «Wir machten uns Gedanken über Alternativen zu einem Streicherquartett, aber je mehr ich darüber nachdachte desto mehr kam ich zum Schluss, dass es dumm wäre. Es ist albern, dieses frühe Streicherquartett zu verdammen, nur weil wir es mal bei einem berühmten Song verwendet haben.» Seit 2002 ist «Here Today» fester Bestandteil in Pauls Konzerten, ebenso auch eine Hommage an George Harrison.

Ballroom Dancing
«Ballroom Dancing» erarbeitete Paul im Sommer 1980 mit den Wings und war der erste Song, den er im Dezember des Jahres mit George Martin aufnahm. Überstrahlt vom hämmernden Klavier ist es ein tanzbarer Rocksong. Paul schrieb ihn mit den Erinnerungen den Ausgang, als er und George Harrison als Teenager in die Ballrooms in den Ausgang gingen, obwohl sie nicht tanzen konnen. Im surrealistischen Text verbindet Kindheitsabenteuer und reist in die Zeit von David Crockett und reist in einer Porzellantasse auf dem Nil.

The Pound Is Sinking
Der Song besteht aus zwei Teilstücken, die Paul beide 1977 schrieb: «The Pound Is Sinking» und «Hear Me Lover». Bei «The Pound Is Sinking» nimmt Paul die Börsenhändler auf die Schippe: «Für mich ist es eine lustige Sache, dass die Experten so nahe an den tatsächlichen Verlauf der Börsenkurse herankommen, so dass die Leute, die Geld haben sie abschätzen können wie das Wetter. (…) Dennoch machen sie mehr falsche als richtige Prognosen.»

«Hear Me Lover» bildet im fertigen Song den Mittelteil, klar erkennbar unterlegt durch das Klavier im 3/4 Takt. «Eine normale Band würde den Tempowechsel üben und nochmals üben», reflektierte Ton-Ingenieur Mike Stavrou. Doch Studiomeister George Martin liess Paul die beiden Songs spielen, bis sie sich von selbst spielten und mittels Overdubs und Tempoveränderungen überspielten die beiden Übergänge, so dass sie unhörbar sind.

Zwischen «Hear Me Lover» und der Wiederaufnahme von «The Pound Is Sinking» hat Paul noch ein Stück des Songs «Something That Didn’t Happen» gemischt.

Wanderlust
Einer der ältesten Songs, Paul schrieb ihn über die Aufnahmesessions auf den Yachten vor den Jungfern-Inseln 1978, bei denen Paul und der Kapitän von McCartneys Yacht aneinander gerieten, weil Paul kiffte und der Kapitän ihm mit der Polizei gedroht hatte. Die McCartneys zogen dann auf die kleinere Yacht «Wanderlust» um.

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Paul und George Martin während einer Teepause zuhause bei George Harrison, bei der Aufnahme von «All Those Years Ago» im März 1981, Harrison hätte an diesem Tag zu «Wanderlust» ein Gitarrensolo beisteuern sollen. Foto: Linda McCartney


Die Melodie von «Wanderlust» ist eine der wenigen, bei denen Paul über drei Register singt. Den Basistrack spielte Paul im Dezember 1980 ein. Er wollte, dass George Harrison ein Gitarrensolo spielen würde. Im März 1981 fuhren Paul und George Martin zu George Harrison. Harrison arbeitete damals an «All Those Years Ago», seiner Hommage an John Lennon. Zunächst steuerten Paul und Linda ihren Harmoniegesang bei. Doch danach kam es nicht mehr zur Aufnahme von Georges Gitarrensolo für «Wanderlust», was Paul enttäuschte.

George Martin hatte eine ganz andere Idee und heutere mit der Philipp Jones Brass Band eine der bekanntesten englischen Tattoo-Bands an. Er steuerte McCartney Klavierballade in eine neue Richtung, Geht es im Song um die Suche nach Freiheit, die der Erzähler am Meer und auf der «Wanderlust» finden möchte, ist der fulminante Mittelteil mit dem Brass-Solo ein veritabler Counter Part, wo McCartney über eine verflossene Liebe nachdenkt, es könnte auch das Sinnieren über seine Beziehung zu John Lennon sein.

Get It
Paul nennt Rockabilly Urgestein Carl Perkins den grössten Einfluss auf die jungen Beatles, sie hatten sieben seiner Songs in ihrem Repertoire, George Harrison vergötterte ihn. Paul schrieb speziell für die Aufnahme «Get It». Im Refrain kommt der alte Optimist in McCartney zum Vorschein: «You’ve got to get it and you’ve got to get it good.» Da sich Carl Perkins bei den Aufnahmen mit den Kopfhörern schwertat, spielten sie den Song schlussendlich wie in den 1950er-Jahren live ein. Carl Perkins gefiel der Aufenthalt in Montserrat so sehr, dass er hier für Paul McCartney den Song «My Old Friend» schrieb und aufnahm.

Das herzhafte Lachen von Carl Perkins am Ende des Songs beruht auf einer Bemerkung, die Paul von Perkins übernommen hatte. Eine Tage vor den Aufnahmen waren die Musiker zu einem Apéro geladen und als Perkins das Buffet sah, war er sehr beeindruckt davon. «Er kam zu mir und sagte: ‹Paul, wo ich herkomme, nennt man so etwas shitting in the high cotton›», in etwa ins hoch gewachsene Baumwollfeld scheissen. Paul verwendete den Ausdruck bei den Aufnahmen, was Carl Perkins so lustig fand. Paul beliess das Lachen im Song, aber: «Wir mussten ihn beschneiden, sonst hätten sie ihn niemals am Radio gespielt», so Paul weiter.

Be What You See (Link)
Es ist eine kurze Spielerei mit dem Vocoder und einer Gitarre. Paul erzählt: «Ich wollte wenige Momente auf dem Album», bei denen du wie auf einem Album von Pink Floyd Geräusche hast, die sich zu einem ganz anderen Geräusch entwickeln.» Der Text von «Be What You See» besteht aus einem einzelnen Satz, beinahe schon eine fernöstliche Weisheit: «The one you wanted to be is now the one you see.»

Dress Me Up A Robber
Der funkigste und rockigste Song auf dem Album. Paul hatte Teile von «Dress Me Up As A Robber» bei einem früheren Aufenthalt in der Karibik geschrieben, eine erste Demoversion spielte er bereits 1977 ein. Zu den Aufnahmen in Montserrat brachte McCartney dann drei unterschiedliche Demos mit, ein feuriges Flamenco inspiriertes Gitarrenriff, eines mit Falsettgesang und das ursprüngliche. Die meisten Elemente der Demos wurden im finalen Song integriert. So lange Paul mit den Demos brauchte, der Song wurde innerhalb eines Tages aufgenommen und später im Jahr noch fertig abgemischt. Dave Mattacks spielte Schlagzeug, George Martin das elektrische Klavier und Denny Laine war am Synthesizer und der Gitarre, Paul spielte Bass und die weiteren Gitarren.

Im Text geht es darum, was auch immer die Person im Erzähler sieht, wie auch immer sie ihn anzieht, als Räuber, Matrose oder Soldat, der Erzähler wird immer sich selbst bleiben.

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Scherenschnitt eines Seilziehens, der auf der Coverrückseite der Single «Tug Of War» verwendet wurde.


Die B-Seiten
Rainclouds
Paddy Moloney von der irischen Gruppe The Chieftains war für eine Session am 9. Dezember 1980 gebucht. Auch er hatte von John Lennons Tod erfahren, weshalb er sich vergewisserte, ob er noch nach London fliegen solle und wurde gebeten, den Termin einzuhalten. «Um etwa zwei Uhr war ich im Studio in der Nähe des Oxford Zirkus. Es waren nur etwa vier oder fünf Leute anwesend. Paul und ich sprachen miteinander. Er sagte, dass sein Haus belagert würde und es für ihn eine Erlösung sei, ins Studio zu fahren und von zu Hause fortzukommen, weil dort so viele Leute wären. Es wurden viele Tränen vergossen an diesem Tag.»

«Rainclouds» haben Paul und Denny Laine gemeinsam geschrieben. Im Oktober 1980 nahmen verschiedene Versionen, auch eine Countryversion des Songs auf. Bei den Aufnahmen mit George Martin erhielt der Song durch Molonieys irischen Dudelsack einen Irish Folk Touch. «Rainclouds» erschien auf der B-Seite von «Ebony And Ivory».

I’ll Give You A Ring
Im Film «One Hand Clapping» von 1974 sieht man Paul bereits den Song spielen. Es ist einer Vaudeville-artigen Songs, die McCartney immer mal wieder aufgenommen hat und im Umfeld der Aufnahmen in New Orleans für das Album «Venus And Mars» gepasst hätte. Auf der fertigen Aufnahme singen Linda McCartney und Eric Stewart die Backvocals, die Klarinette spielt Tony Coe. «I’ll Give You A Ring» ist die B-Seite von «Take It Away».

Ebony And Ivory (Solo Version)
Paul spielte «Ebony And Ivory» alleine ein. Paul nahm seinen Gesang nach der Rückker von Montserrat in Eric Stewarts Strawberry Studio auf. Die Solo Version erschien auf der Maxi-Single von «Ebony And Ivory»

Die weiteren Songs aus den Sessions:
Die Abmachung zwischen Paul und George Martin beinhaltete auch, dass Paul ihm jeden Song bringen würde, den er gerne aufnehmen würde, Martin war als Produzent für die Triage, welche Songs weiterbearbeitet werden, verantwortlich. So sind in den Sessions zu «Tug Of War» viel mehr Songs gespielt worden als letztendlich veröffentlicht wurden. Alleine nach Montserrat hatte McCartney 20 Songs eingespielt. Einen Teil der Songs fanden ihren Platz auf dem Nachfolgealbum «Pipes Of Peace» und in Pauls Film «Give My Regards To Broad Street», wenige erschienen der «Archive Collection», mehrere sind bis heute unveröffentlicht.

We All Stand Togehter/Huming Version
«We All Stand Together» erschien 1984 mit der B-Seite «Humming Version» als Single zum Film «Rupert And The Frog Song».

Auf «Pipes Of Peace» erschienen:
«Keep Under Cover», «Hey Hey», «Average Person», «Sweetest Little Show», «Say Say Say», «The Man»

«Ode To A Koala Bear» erschien als B-Seite von «Say Say Say»

Auf «Give My Regards To Broad Street» erschien:
«No Values»

In der Archive Collection von «Tug Of War» erschienen:
«Stop, You Don’t Know Where She Came From», «Something That Didn’t Happen», «Hear Me Lover»

Weiterhin unveröffentlichte Songs:
«All The Love Is There», «Seems Like Old Times», «Give Us A Chord Roy», «Rock’n’Roll Rodeo», «Ecology Of The World», «Good Morning Song», «In My Darkest Hour», «Newt Rack», Robbers Ball Version» «Old Man Loving»

Songs für Ringo Starr
Veröffentlicht auf «Stop And Smell The Roses»: «Attention», «Private Property»

Während den «Tug Of War»-Session wirkte Paul zudem bei folgenden Songs mit (in Klammer das Veröffentlichungsdatum):
George Harrison: «All Those Years Ago» (1981)
Michael Jackson: «The Girl Is Mine» (1982)
Carl Perkins: «My Old Friend» (1997)



towalle
An Pauls 40. Geburtstag wurde in den Elstree Studios der Videoclip zu «Take It Away» gedreht. Linda und Eric Stewart und Ringo sind hinter Paul, George Martin am E-Piano und dunkel im Vordergrund Steve Gadd. – Foto: paulmccartney.com


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Brian Clarke in seinem Atelier. Mit Linda McCartney arbeitete er bis zu ihrem Tod 1998 zusammen. So ist das Cover von «Flowers In The Dirt» eine weitere Kollaboration der beiden. – Foto: Linda McCartney; paulmccartney.com

die Singles und Videoclips
Von Anfang der 80er-Jahre an ordnete sich Paul McCartney dem Branchenstandard unter, dass Singles mehrheitlich aus Alben ausgekoppelt wurden. Als Lead-Single wurde «Ebony And Ivory» veröffentlicht, die einen Monat vor dem Album erschien. Auf der B-Seite fand sich «Rainclouds». Auf der Maxisingle erschien zudem die Solo Version von «Ebony And Ivory». Im Juni 1982 wurde «Take It Away» als zweite Single ausgekopppelt. Die B-Seite war «I’ll Give You A Ring». Die Single erschien ebenfalls als Maxi, als dritter Song wurde «Dress Me Up As A Robber» gewählt. Lange galt «Ballroom Dancing» als Favorit für die dritte Single. Im September 1982 wurde jedoch «Tug Of War» als Single veröffentlicht, als B-Seite wurde «Get It» gewählt. Als Single, die nur Albumsongs enthielt war sie für die Käufer weniger attraktiv.

Zu jedem als Single ausgekoppelten Song wurde ein Video gedreht – Seit den 60er-Jahren drehte McCartney Musikvideos, «Tug Of War» erschien, als MTV auf Sendung ging. Zu «Ebony And Ivory» und «Tug Of War» wurden zwei Videos produziert.

Das erste Video für «Ebony And Ivory» drehte Keith McMillan und nahm dabei die Themen des Songs auf. Für das Video wurde eine 12 Meter (40 Fuss) grosse Klaviertastatur gebaut. Es war das 500 Video, das Keff & Co drehten. Das zweite Video drehte Barry Myers, der zwischen Aufnahmen von Paul und von Gefängnisszenen hin und her wechselte. McMillans Video wird bis heute mehr gesendet.

Für das Video von «Take It Away» verloste Pauls Fan Club 600 Tickets für ein Konzert, dessen Band Paul, Linda, Steve Gadd und Eric Stewart waren, begleitet von einer Brass Band. Die Story orientiert sich am Songtext, ein Manager entdeckt eine neue Band. Der Manager wird von John Hurt gespielt, der sich für seine Rolle von Beatles-Manager Brian Epstein inspirieren liess – 15 Jahre nach dessen Tod eine schöne Hommage von Paul an seinen ehemaligen Förderer.

Das Video erzählt visuell die Bandgeschichte, von der Probe in einem Wohnhaus, eine Reminiszenz an die Anfänge der Beatles und dem Konzert, wo der Manager zuerst Linda McCartney entdeckt und diese ihm die Band mit Paul vorstellt. Bei der Probenband spielt George Martin das Klavier und Ringo Starr das Schlagzeug.

Die zwei Videos zu «Tug Of War» drehte Maurice Philipps in den Air Studios in London.

die Versionen
Im Begleitbuch zur Deluxe Version der «Archive Collection» ist eine erste Version des Albums, wie sich Paul, wahrscheinlich in Montserrat gedacht hatte, abgedruckt:
«Dress Me Up As A Robber», «Robbers Ball - Version», «Ebony And Ivory», «Old Man Loving», «Take It Away», «Rupert Song?» (mit Fragezeichen, wohl «We All Stand Together»), No Values, Rainclouds, «The Pound Is Sinking», «Stop, You Don’t Know Where She Came From», «Sweetest Little Show», «Rode All Night» (ein Song aus den «RAM»-Sessions von 1971). Lediglich die vier blauen waren auf dem endgütigen Album.

«Tug Of War» erschien am 19. April 1982 in England und Europa bei Parlophone, Odeon und EMI Electrola und eine Woche später, am 26. April in den USA bei Columbia. Veröffentlicht wurde das Album in zwei Formaten, der LP und der Musikassette. In den USA wurde es erstmals am 29. Februar 1984 auf CD veröffentlicht. In Europa und Übersee am 4. Februar 1985. «Tug Of War» wurde noch auf analogen Geräten aufgenommen, gemischt und produziert wurde es bereits digital. Dennoch erschien es 1993 in Europa digital remastered in der «Paul McCartney Collection», ohne Bonus Tracks. 2007 wurde das Album erstmals als Download im iTunes-Store angeboten, als Bonustrack war Pauls Soloversion von «Ebony And Ivory» erhältlich.

2015 wurde «Tug Of War» in der «Archive Collection» neu gemischt veröffentlicht. Die Wiederveröffentlichung umfasste die Standardversion mit dem 2015er-Remix des Albums und einer Bonus Disc mit Demos, Outtakes und den Single B-Seiten, dies als CD und auf Vinyl. Sowie eine Deluxe Version mit DVD, worauf die Videoclips und ein Makeing-Of des Videos von «Take It Away» ist. Der remixte Single Edit des Songs ist als Gratis-Download auf paulmccartney.com verfügbar.

paul mccarney tug of war archive collection deluxe 2015
Die das Boxset der Deluxe Version der «Archive Collection» Wiederveröffentlichung von 2015.

Die Singles: Ebony, Take und Tug

Für die Kompilation «The McCartney Years» 2007 wurden die Videos von «Tug Of War», «Take it Away» und «Ebony And Ivory» von Keith Mac Millan verwendet. in der «Archive Collection» sind zusätzlich die zweiten Videos von «Tug Of War» und «Ebony And Ivory» erhältlich.

Rezeption und Statistik
Stephen Holden schrieb im «Rolling Stone», dass «Tug Of War » das Meisterwerk sei, das man von Paul McCartney erwarten dürfte. An dieser Rezeption hat sich die letzten vierzig Jahre nichts geändert. Robert Palmer von der New York Times fand das Album exquisit, kritisierte jedoch Pauls Texte als manchmal klischeehaft. Beatles Archivar Mark Lewisohn bezeichnet «Tug Of War» als das bessere Album als «Band On The Run». Dass ihm heute viele Kritiker, vor allem auch auf YouTube, nicht automatisch folgen, liegt daran, dass das Album als zu perfekte, kitschige Popmusik bewertet wird – und McCartney stets seine Credibility als Rockmusiker zu beweisen hat.

Mit Blick auf die globalen Verkaufszahlen war «Tug Of War» auf Jahrzehnte McCartneys erfolgreichstes Album nach den Beatles, «Band On The Run» erreichte in 12 Ländern in Nordamerika, Europa, Japan und Australien die Top 20. «Tug Of War» war in 15 Ländern in den Top 5. Erst «New» (2013), «Egypt Station» (2018) und «McCartney III» 2020 sollten diese Zahlen toppen mit mindestens zwei Dutzend Chartnotierungen pro Album.

«Tug Of War» war das siebte und bis «Egypt Station» 2018 das letzte Nummer 1 Album McCartneys in den amerikanischen Billboard Charts. In den britischen Charts war «Tug Of War» das fünfte Nummer 1 Album McCartneys und nach «McCartney II» das zweite in Folge in den 1980er-Jahren. In Deutschland war «Tug Of War» Pauls erstes und Album an der Top-Position in der Hitparade – bis ebenfalls mit «Egypt Station». Weitere Top Positionen erreichte «Tug Of War» in Kanada, Holland, Italien, Japan, Norwegen und Schweden, in Frankreich, Österreich, Israel, und Spanien klassierte sich das Album auf Rang zwei, in Belgien Platz drei.

«Ebony And Ivory» war ein weltweiter Erfolg, in Kanada, Deutschland, Norwegen, Japan, England und den USA erreichte der Song die Chartspitze, in Schweden und Australien Platz zwei. Es war die am viertmeisten verkaufte Single des Jahres 1982.

«Take It Away», das einen amerikanischen Touch hat, erreichte Platz 10 in US-Charts, in England Platz 15. Top-Ten Platzierungen meldeten Kanada (Rang 2) und Norwegen (Rang 7), in Luxemburg resultierte ein 11. Platz, in Australien RAng 18. Irland meldete Rang 26, Flandern Rang 28 und Holland Platz 43.

Die Single «Tug Of War» erreichte sowohl in England wie Amerika Platz 53. Hinter dem Eisernen Vorhang meldete Polen einen 11. Platz.

In der Schweiz konnte sich das Album «Tug Of War» trotz des weltweiten Erfolges nicht klassieren. «Ebony And Ivory» erreichte den 2. Platz in den Schweizer Single Charts. Es war nach «Another Day» 1971 und «Mull Of Kintyre »1977 McCartneys dritter helvetischer Single-Erfolg nach den Beatles und wird heute noch am Radio gespielt. Die beiden anderen Singles konnten sich auch nicht platzieren.

Das Album «Tug Of War» und «Ebony And Ivory» wurden zusammen für fünf Grammy nominiert, aber nicht ausgezeichnet. 2017 ereilte das neuaufgelegte Boxset der Archive Collection dasselbe Schicksal. Zwei Nominationen gab es bei den American Music Awards 1983, ebenfalls ohne Auszeichnung. In England wurden Paul und George Martin bei den Brit Awards drei Mal nominiert, Paul gewann als bester britischer Künstler und die Sony Auszeichnung für technische Expertise, die George Martin ebenso verdient hätte, aber in der Sparte bester britischer Produzent nur auf der Shortlist blieb. In Frankreich, Kanada, Japan und Spanien erzielte das Album eine Goldene Schallplatte, in den USA Platin.

paul mccartney tug of war 1982 piano
Promofoto von 1982, aufgenommen beim Videodreh für «Ebony And Ivory» von Linda McCartney.


tug of war

Tracklist:
Tug Of War
Take It Away
Somebody Who Cares
What's That You're Doing?
Here Today

Ballroom Dancing
The Pound Is Sinking
Wanderlust
Get It
Be What You See (Link)
Dress Me Up As Robber
Ebony And Ivory


Cover Paul McCartney Collection, Remaster 1993:


Bonus Track
iTunes 2007:

Ebony And Ivory (Solo Version)


Archive Collection 2015:


CD1: Originalalbum

2015 Remix

CD 2: Bonus Audio
Stop, You Don’t Know Where She Came From (Demo)
Wanderlust(Demo)
Ballroom Dancing (Demo)
Take It Away (Demo)
The Pound Is Sinking (Demo)
Something That Didn’t Happen (Demo)
Ebony and Ivory (Demo)
Dress Me Up As a Robber/Robber Riff (Demo)
Ebony and Ivory (Solo Version)
Rainclouds
I’ll Give You a Ring

Deluxe Edition
Archive Collection:
CD 3: Originalalbum

Original Mix 1982

Bonus DVD:
Tug Of War Video 1
Tug Of War Video 2
Take It Away Video
Ebony And Ivory Video
Fly TIA – Behind The Scenes On Take It Away



Singles 1982:

Ebony And Ivory

ebonyivory

Single:

Ebony And Ivory
Rainclouds

Maxi Single:
Ebony And Ivory

Rainclouds
Ebony And Ivory (Solo Version)


Take It Away
takeitaway

Single:
Take It Away
I'll Give You A Ring

Maxi Single:
Take It Away

I'll Give You A Ring
Dress Me Up As A Robber


Tug Of War
tugofwar

Tug Of War
Get It

Gratis Download
paulmccartney.com 2015:

Take It Away:


Tracklist:
Take It Away (Single Edit); (2015 Remix)

Promotion 1982

US-Promsingle, 1982:
A Sample From Tug Of War
mccartney a sample of tug of war

Ebony Ivory

Ballroom Dancing
The Pound Is Sinking

Diese Maxi erschien auf weissem Vinyl.

1982 mccartney tug of war promo ad

1982 mccartney tug of war promo poster complete

Inserat aus dem New Musical Express, das mit dem Slogan: Zwei Seiten die uns näher zusammenbringen wirbt (oben) und Aushang für die Plattenläden mit allen bis dato erschienenen Alben McCartneys (unten).

 

Songbook 1982:


80 Seiten, Music Sales Ltd.

 

Ehrung 2021:
stamp paul mccartney tug of war
Das 2021er-Briefmarkenset der Royal Mail zu Ehren von Paul McCartney würdigt auch «Tug Of War».



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Composer/Artist
» Pipes Of Peace

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