Kloster Fahr
10. Oktober 2008

Noch schnell um fünf Uhr aufs Velo gestiegen und ins Kloster Fahr gefahren. Alle sind auf dem Nachhauseweg, sogar die Nonnen. Ein Traktor mit frisch geernteten Trauben ist eingefahren. Etwa zehn Schwestern helfen beim entladen, darunter auch Silja Walter, die mich freundlich grüsst, als ich vorbeifahre. Um dem linken Limmatufer entlang nach Hause zu fahren, gilt es nach dem Kloster noch gut einen Kilometer dem Deich entlang zu radeln, ehe die Brücke folgt. Ist der Damm an Wochenenden von unzähligen Spaziergängern und Hündelern bevölkert, kommt mir heute bloss ein einzelner Jäger entgegen. In seiner Linken trägt er einen prächtigen Stockentenerpel, das Jagdgewehr mit Zielfernglas geschultert. Der Jäger ist von durchschnittlicher Grösse, weshalb ihm der Gewehrkolben bis fast zu den Knien hinabreicht und der verblichene Erpel am Fernrohr scheuert, als ob er dadurch seine Lebensgeister wieder erwecken könnte. Für einen Moment kommt es mir vor, als ob der Jäger mit Kanonen auf Spatzen geschossen hätte. Ist es ein Trugschluss, dass man mit kleinen Waffen auf kleine Tiere und mit grossen auf grosse schiesst? Oder anders gefragt, was wäre die adäquate Waffe um Enten zu jagen? Während ich die Limmat auf der Brücke nach Dietikon überquere und auf den jenseitigen Uferweg hinabsteche, studiere ich der Frage nach, finde aber keine befriedigende Antwort. Weshalb ich mich auf anderes konzentriere. Als sich bei den Schlieremer Stromschnellen vergnügt ein paar Enten tummeln, denke ich, dass es der Kugel schlussendlich egal ist, ob sie aus einer Pistole auf ein Reh oder aus einem Gewehr auf eine Ente abgefeuert wird oder schlussamend auf einen Menschen zufliegt. Abgefeuert wird sie immer in tödlicher Absicht. –



 

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