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Der erste Schnee des kommenden Winters ist bereits am letzten Oktoberwochenende bis nach Zürich gefallen. Glücklicherweise tut Oktoberschnee nicht weh, weil er meistens nach ein bis zwei Tagen wieder geschmolzen ist. Heute schickt die Sonne ihre wärmenden Strahlen zur Erde, gut die Hälfte der Bäume trägt noch immer ihr buntes Herbstkleid. Dennoch ist es der erste Wintertag – die Möwen sind zurück. Anfang November versammeln sie sich bei der Europabrücke, setzen sich in Flügelschlagweite voneinander aufs Geländer um sich auszuruhen. Die Europabrücke führt am Höngger Wehr vorbei, über die Sportplätze, die Autobahn und Bahngeleise ins Zentrum von Altstetten. Das Höngger Wehr reguliert durch seine versenkbare Staumauer die Abflussgeschwindigkeit der Limmat. Ein Teil des Wassers wird durch den Waserkanal, der die Werdinsel abtrennt, zum Elektrizitätswerk geleitet.
Eines der Lieblingsspiele der weissen Vögel ist es, im Gruppenflug die Limmat stadteinwärts bis zum Hardturm hoch zu fliegen, um sich laut kreischend vor dem Bahnviadukt beim Hardturmsteg aufs Wasser zu stürzen, bevor sie sich darauf sitzend zur Europabrücke hinabtreiben lassen. Miteinander schnatternd sitzen sie auf dem Wasser und passieren die Sportanlagen des Hardhofs, das Schulhaus am Wasser und auf Höngger Seite das Mini-Naturschutzgebiet mit den Schilfbänken, worin im Sommer Schwäne brüten. Gut einhundert Meter vor der Europabrücke mahnt eine rostige Tafel die Schwimmer, wegen des kommenden Wehrs den Fluss an dieser Stelle zu verlassen. Als ob sie lesen könnten, erheben sich die Möwen wieder in die Luft und fliegen zum Hardtrumsteg zurück. Diejenigen, die sich lieber auf dem Geländer der Europabrücke erholen möchten, lassen sich bis zur Brücke treiben, wo sie mit wenigen Flügelschlägen das Geländer erreichen. Tag für Tag. Woche für Woche. Bis sie im März wieder alle auf einmal verschwinden. Dieser Tag markiert den Beginn des Sommerhalbjahres.
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