Europameister!
29. Januar 2009


Obwohl die Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft seit Jahren konstant zu den besseren Teams, aber selten zu den vier Topteams Europas und der Welt gehört, und trotz des guten Rufs der Schweizer Hockeyliga, die wohl von der Ambiance her vergleichbar mit der Fussball-Bundesliga ist, kann sich hierzulande das Eishockey nie aus dem Schatten der beiden Königsdisziplinen Fussball und Skifahren lösen. Dabei ist Davos ebenso undenkbar ohne seinen HCD und den Spengler Cup nach Weihnachten wie die Tour de France ohne die Schlussetappe auf den Champs Elysées. Ein Grund für das Stiefmütterchendasein des Hockeys ist wohl der Modus der Liga: Von September bis April wird gespielt. Jede Mannschaft spielt vier mal gegen jede andere der Liga. Auch wenn es nur eine Zehnerliga ist, macht das einen Overkill an Spielen, bevor abgerechnet wird und die acht besten Teams sich in den Playoffs in drei Finalrunden den Meister küren. Dieses Jahr wird im Frühjahr die Eishockeyweltmeisterschaft in der Schweiz sattfinden. Während für die Fussball Europameisterschaften im vergangegen Sommer latent vorhandene Euphorie marketingmässig künstlich aufgebauscht worden war, hängt im Vorfeld der WM nur eine jämmerliche Plakatkampagne. Während zwei Wochen waren Bilder von zumeist eishockeyfernen Prominenten mit Photoshop-Zahnlücken auf Plakaten zu sehen. Ohne jeglichen Text. In der zweiten Runde kam nun die Auflösung, dass der Vorverkauf der Heim-WM begonnen hat.

Trotz der schlechten Vermarktung des Eishockeys, wird diese Nacht in Zürich eine amtlich bewilligte Freinacht gefeiert. Der Grund zur Freude: Die ZSC Lions haben im Rückspiel Metallurg Magnetogorsk mit 5:0 Toren geschlagen und gewannen die Eishockey Champions League – wegen Terminproblemen in Rapperswil und nicht im heimischen Hallenstadion. Selber kein grosser Eishockeyfan, für mich Anlass genug, mir wieder einmal ein Spiel am Fernsehen anzuschauen und eine Flasche Prosecco auf die siegreichen Zürileuen zu öffnen, denn woran die Fussballer noch arbeiten, die Hockeyaner haben es geschafft: sie sind Europameister der Clubs geworden. Bis es GC oder Basel oder meinetwegen der FC Zürich schaffen, wird es wohl noch ein paar Jahre wenn nicht Jahrzehnte dauern, bis man aus dem gleichen Grund wieder eine – und dann wirklich – Flasche Champagner köpfen kann. Und so scheint jedes Luftbläschen, das auf der Zunge den Wein zum Perlen bringt, das Wort Europameister zu jubilieren.


sulander

ZSC-Kapitän und Goalie Ari Sulander hält stolz die Siegestrophäe in die Höhe.

 

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