im Rec Rec Plattenladen
7. November 2009


Seit es den Rock On nicht mehr gibt, fühle ich mich als Plattenkäufer heimatlos. Ob nun die Tatsache schwerer wiegt, dass es Ruedis Laden nicht mehr gibt oder bloss, dass es die Möglichkeit, nach erfolglosen Versuchen im Internet und in anderen Läden, es nicht noch bei Ruedi versuchen zu können, bleibe dahin gestellt. Seit zehn Jahren bin ich erfolgreicher eBay-User, mit lediglich zwei verlorenen Auktionen. Und so ersteigerte ich beim Verkäufer RecRec Shop die LP «der Keller am Stauffacher» aus dem Jahr 1988, worauf Züri West englisch singen. Nach kurzer Rückfrage stellte sich heraus, dass es tatsächlich der Zürcher RecRec Plattenladen ist, bei dem ich die Platte gekauft habe, und so vereinbarte ich, dass dich Scheibe im Laden abholen gehe. Obwohl der RecRec neben dem Jamarico und Rock On selig das Dreigestirn der Zürcher Plattenläden mit Rockmusik und Schallplatten bildeten, war ich erst vor zwei Jahren das erste und einzige Mal bei Veit Staufer im Laden.

Trauerte ich, bevor ich nun den RecRec betrat, noch dem Rock On nach – und war zugleich froh, dass ich nun endlich nur noch die Platten einkaufen würde, die ich mir vorgenommen habe, da nun nicht mehr Ruedi hinter dem Tresen stünde, der meine sämtlichen Vorlieben auswendig kennt und jeweils mindestens drei oder vier seltene CDs auf der Seite hatte, die natürlich gekauft werden mussten – wurde ich schon nach wenigen Schritten eines besseren belehrt. Lag doch auf dem Neuheitenstapel das Boxset «Traces» von Stephan Eicher, das eben erst erschienen ist. Und so kaufte ich also Boxset und LP und liess drei mal so viel Geld liegen wie budgetiert.

Der Zahlungsvorgang dauerte etwas länger, weil Veit mich gleich noch bei eBay ausbuchte, bevor er mir meine Einkäufe reichte.
«Du bist Musikjournalist», sagte er mehr als Feststellung denn als Frage über den Plastiksack hinweg. Ich bejahte.
«Wo schreibst Du schon wieder?»
«Loop und RockStar», antwortete ich.
«Freut mich!», sagte Veit.
Wir verabschiedeten uns und ich ging meines Weges weiter.

Nun wurde ich zum ersten Mal ohne eigenes dazutun erkannt. So langsam scheint sich die jahrelange journalistische Qualitätsarbeit zu lohnen und ich beginne mir einen Namen in der Szene zu schaffen.




 

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