Zwergenland
25. April 2009


Da ist sie wieder, die alte andorransiche Lüge mit den gelben Schuhen: Obwohl schon lange keine Agrarnation mehr, werben heile Bergwelten, löchriger Käse, süsse Schokolade, ergrauende Hollywood Stars und mondfliegende Uhren für urbane Zentren, innovative Hightech Unternehmen, Espresso aus der Kapsel und diskrete durch die Finanzkrise eiernde Banken. Trotzdem lässt sich im Zwergenland gut leben, man ist schliesslich neutral. Kein Wunder, verwechseln sich die Bewohner ab und zu mit dem auserwählten Volk. Wagt einer den politischen Anschluss an benachbarte Bündnisse zu fordern, wird Frankensteins Tellenmonster freigelassen, pochen die netten Nachbarn auf die Einhaltung finanzpolitischer Regeln und drohen den Indianern mit der Kavallerie, ziehen sich die Zwerge beleidigt in ihre Schneckenhäuser zurück und zeigen in ihrem Kämmerlein trotzig den bösen Nachbarn den Stinkefinger. Tell würde sich für seine Nachfahren schämen, weil sie vergessen haben, dass sie vor einem halben Jahrtausend ein gefürchtetes Kriegervolk gewesen sind. – Gott sei’s gedankt, dass dies nur der Plot für eine Gutenachtgeschichte ist.


 

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ein Wunder – 21. April
in der Agentur – 15. April
Sprachbetrachtung: Fremdworte sind Glücksache – 13. April

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Sprachbetrachtung: vier Bilder – 29. April
Sprachbetrachtung: morbid – 29. April
ein besonderer Freund – 20. Mai



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