Höngg
6. April 2011


Zur Rechten blühen zwei Dutzend Forsythien leuchtend gelb, hinter den weissen, grauen und beigen Häusern glüht der Himmel feuerrot und orange, der noch hellblaue Himmel verdunkelt sich zusehends, Dämmerung überfliegt mich. Der Anblick ist mediterran und erinnert ans Tessin, Zypressen und Tannen ragen als dunkelviolette und smaragdfarbene Scherenschnitte ins Orange. Der Blick auf das hellgraue Asphaltband der Rebbergstrasse geheftet, um dem Gegenverkehr, winterlichen Schlaglöchern und streunenden Katzen auszuweichen. An der Kreuzung mit der Kürbergstrasse die Explosion: Als hätte Ernst Ludwig Kirchner zu Pinsel und Leinwand gegriffen und die Abendstimmung gemalt, öffnet sich das expressionistische Kaleidoskop eines paradiesischen Sonnenuntergangs, der das Limmattal im Meer der Abendröte ertränkt: Hinter einer ausladenden, weiss blühenden Magnolie, die vor zwei dunkelblauen Föhren umso majestätischer wirkt, herrscht das rote Reich.

Die Sonne ist hinter der Lägern versunken, ein letzter Sonnenstrahl wird von einem Spreitenbacher Hochhaus reflektiert, er teilt die ultramarinblauen Wälder im Tal von den smaragdenen Wäldern dem Heitersberg entlang. Die sonst weissen Häuser von Schlieren und Dietikon sind alle violett. Derselbe Farbeffekt nochmals in der Bildmitte: Hinter dunkelgrauen, graugrünen und smaragdenen Baumkronen, das hervorspriessende Laub noch einzeln als filigranes Blattwerk an den scherenschnittartigen Bäumen erkennbar, dahinter die eigentlich weissen Häuser hellgrau und lila, im Zentrum dominiert die Kirche Höngg, ihr sonst rotes Dach ist violett, die weisse Fassade hebt sich hellblau vom dunkeln, bewaldeten Hintergrund des Gubrists, Altberg und der Lägern ab, jeder Hügelzug eine weitere scherenschnittartige Farbabstufung zwischen dunkelblau und dunkelgrün. Am Himmel ein bunter Farbverlauf von zitronengelb bis Ultramarin, kontrastiert von einem dunkelgrauen Kondensstreifen, den unlängst ein leuchtender Jet schwungvoll gebogen und als Kometenschweif hinter sich her gezogen hat. Wie Perlen funkeln an den dunklen Stellen des Himmels die ersten Sterne. Gewiss, Paris, Dresden und Stockholm haben ihren Reiz, der die zwinglianische Nüchtrernheit kontrastierende Kirchner’sche Expressionismus verwandelt Zürich zur schönsten Stadt der Erde.





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