Sprachbetrachtung: Thomas Manns Fichten
22. Juni 2014


Im «Zauberberg» beschreibt Thomas Mann mehrmals Fichten:
«(…) links strebten dunkle Fichten zwischen Felsblöcken gegen einen steingrauen Himmel empor» bei der Eisenbahnfahrt über den Wolfgangpass, über das Seehorn schreibt Mann: «Ein See erschien in landschaftlicher Ferne, seine Flut war grau, und schwarz stiegen Fichtenwälder neben seinen Ufern an den umgebenden Höhen hinan, wurden dünn weiter oben, verloren sich und liessen neblig-kahles Gestein zurück.» Dunkel passt als farbliche Beschreibung, schwarz ist falsch, grün, oder dunkelblau sind sie. Und wenn die Sonne auf die Bäume scheint, sind sie hell – Hans Castorp reiste offenbar bei schlechtem Wettter an.

Lächerlich wird die Beschreibung bei der Schilderung von Hans Castorps Lieblingsplatz am Schiabach: «Ernste Fichten, riesig und ebenmässig von Wuchs, standen einzeln und in Gruppen auf dem Boden der Schlucht.» Wohl erwartet man bei einer Beschreibung eines Baumes eher ein Farbadjektiv oder eines, das ihn näher charekterisiert wie klein, mächtig, urwüchsig, windschief o.ä. Aber ernst? Was folgt da noch: traurige Weiden, lustige Birken, schrullige Olivenbäume, kahle Eichen, blasierte Rosen?

davos seehorn 2014
Das Seehorn und das Hotel InterContinental in davos, die Fichten mögen dunkel sein, aber ernst?


thomas mann zauberberg fischer
Titel der Taschenbuch-Ausgabe von 1991.

 

frühere Einträge:
Abstieg mit Thomas Mann – 22. Juni
Hollywood auf der Schatzalp – 22. Juni
Bergsee – 21. Juni


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Platzregen (Jimmy Cliff) – 27. Juni
Fussballerinnerungen – 2. Juli
Bundesfeier auf dem Säntis – 1. August


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