zurück aus der Gruft
30. Januar 2016


Das hässliche Deutschland ist zurück auf der politischen Bühne: die Alternative für Deutschland AfD, verkörpert durch zwei Frauen, Frauke Petry und Beatrix von Storch.

Gegründet wurde die AfD 2013 als Protestbewegung gegen die Euro-Rettungspolitik der EU. Im Gründungsdokument heisst es:
«Das Euro-Währungsgebiet hat sich als ungeeignet erwiesen. Südeuropäische Staaten verarmen unter dem Wettbewerbsdruck des Euro. Ganze Staaten stehen am Rande der Zahlungsunfähigkeit.»
Ganz unrecht haben die Gründer um Konrad Adam, einflussreicher Feullietonist und ehemaliges CDU-Mitglied, nicht. Die AfD wollte weder links noch rechts sein, aber die Protestwähler vereinen, damit diese sich nicht auf noch radikalere Parteien einliessen. So verflucht man die EU, verteufelt Asylanten und möchte nach Schweizer Vorbild die direkte Demokratie einführen.

Die AfD ist ein politischer Pakt, der kaum im Himmel geschlossen worden war, die Geister, die Adam naseweis rief, wurde er nicht mehr los: es kam zu Flügelkämpfen zwischen dem rechtsnationalen und dem wirtschaftsliberalen Flügel, 2015 spaltete sich der wirtschaftsliberale Flügel ab. Unter den Gründungssprechern war neben Konrad Adam Frauke Petry. Wie der biblische Adam, stolperte sein deutscher Namensvetter Konrad über Eva, bzw. wohl eingedeutscht Frauke. Madame Petry ist vierzigjährig, Mutter von vier Kindern, verheiratet mit einem evangelischen Pastor. Dieser hat wegen Petrys Hatz auf die Flüchtlinge die Scheidung eingereicht und liess über die Medien verlauten, seine Exfrau hätte den Kernpunkt der Nächstenliebe missverstanden.

Mittlerweile gebärdet sich die AfD nicht nur rechtsnational, sondern faschistoid und grübelt mit ihrer Argumentation in der Gruselmottenkiste der gescheiterten Frühversionen des heutigen Deutschlands. So fordert Frauke Petry heute in einem Interview mit dem «Mannheimer Morgen», dass auf Flüchtlinge beim Grenzübertritt geschossen werden soll. Petrys Originalaussage im Wortlaut:

Petry: Ich weiß genau, dass Sie mich zur Schlagzeile «Petry will Grenzzäune errichten» provozieren wollen.
MaMo: Wir wollen nur wissen, wie Ihr Plan aussieht. Wie sieht er aus?
Petry: Wir müssen natürlich genügend Bundespolizisten einsetzen und dürfen Zurückweisungen nicht scheuen. Dies muss notfalls auch mit Grenzsicherungsanlagen durchgesetzt werden.

MaMo: Wie hoch sollen die Zäune sein?
Petry: Sie können es nicht lassen! Schauen Sie doch mal nach Spanien. Die haben auch hohe Zäune.

MaMo: Was passiert, wenn ein Flüchtling über den Zaun klettert?
Petry: Dann muss die Polizei den Flüchtling daran hindern, dass er deutschen Boden betritt.

MaMo: Und wenn er es trotzdem tut?
Petry: Sie wollen mich schon wieder in eine bestimmte Richtung treiben. MaMo: Noch mal: Wie soll ein Grenzpolizist in diesem Fall reagieren?
Petry: Er muss den illegalen Grenzübertritt verhindern, notfalls auch von der Schusswaffe Gebrauch machen. So steht es im Gesetz.

MaMo: Es gibt in Deutschland ein Gesetz, das einen Schießbefehl an den Grenzen enthält?
Petry: Ich habe das Wort Schießbefehl nicht benutzt. Kein Polizist will auf einen Flüchtling schießen. Ich will das auch nicht. Aber zur Ultima Ratio gehört der Einsatz von Waffengewalt. Entscheidend ist, dass wir es so weit nicht kommen lassen und über Abkommen mit Österreich und Kontrollen an EU-Außengrenzen den Flüchtlingszustrom bremsen.

Petris Stellvertreterin, Beatrix von Storch, doppelt auf ihrer Facebookseite nach: «Wer das HALT an unserer Grenze nicht akzeptiert, der ist ein Angreifer. Und gegen Angriffe müssen wir uns verteidigen.»
Ein empörter User fragt zurück: «Das ist Schwachsinn. Wollt ihr etwa Frauen mit Kindern an der grünen Wiese den Zutritt mit Waffengewalt verhindern?»
Von Schwans Antwort: «Ja.»
Drei Likes für den User, 27 Gefällt mir für die Waffengewalt gegen Frauen und Kindern. Nach kritischen Kommentaren rudert von Schwan gleichentags halbwegs zurück: «Ich bin grundsätzlich gegen Gewalt gegen Kinder, das umfasst auch den Einsatz von Schusswaffen gegen minderjährige Migranten durch die Polizei.»

Ergo: Zu Halb- oder Vollwaisen sollte man sie mittels Erwachsenenflüchtlingsschiessen dennoch machen dürfen, bevor man sie schwer traumatisiert und hilflos zurück über die Grenze in eine ungewisse Zukunft schickt. –





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im Kantorat – 26. Januar
im Kantorat – 19. November 2015
Samstagnachmittag – 7. November 2015


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Präzisierung – 31. Januar
das übliche Muster – 8. Februar
Unterscheidung –8. Februar


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