Bargis

28. September 2018


Vor etwa zehn Tagen habe ich eine Aufnahme einer Netz Natur Sendung über den Wolf in der Schweiz geschaut. Darin kommt der Wildhüter von Flims zu Wort, sie zeigen ihn in Bargis und Trin, wo einer der Jungwölfe vom Calanda Wolfsrudel gesehen wurde. Hütehunde schützen die Herden auf der Alp Mora und beim Ringelspitz. Heute wird es in Bargis zu viel Betrieb für den Wolf haben. Velofahrer, vereinzelte Wanderer, vor allem aber eine Hundeschule.

Wandere über das Hochtal, es ist nicht mehr ganz so heiss wie letzten Tage über, aber an der Sonne dennoch angenehm warm, so dass man kurzärmlig unterwegs sein kann. Die Seitenwände des Flimsersteins hinter dem Anrissgebiet des Bergsturzes sind imposant. Glatt, abgeschliffen von einem Gletscher und der Erosion. Immer wieder im Blick der Gipfel des Piz Dolf. Am Ende des Talbogens beginnt der Aufstieg zu den Wasserfällen, die Fuorcla Raschaglius und hoch auf den Flimserstein. Die Steigung ist gleichmässig, sogar von kurzatmigen zu meistern. Zunächst durchquert der Weg noch Tannenwald, doch je höher ich komme, desto südlicher wird die Vegetation, es ist ein Maquis mit alpinen Zwergföhren und Eichen. Einzelne Silberdisteln säumen den Wegrand. Zur linken rauscht der Mulinbach, der im Hochtal frei mäandrieren kann.. Bald schon erblicke von weitem einen Wasserfall, der Bach stürzt sich in einem eigenen trichterförmigen Tal zum Talgrund hinab. Staunen, als der Weg an einer Felsplatte vorbeiführt, sie enthält trichterförmige Löcher, das Loch ist fingerbreit, darin sind die weissen Fäden von Spinnweben. Nestet hier die steinfressende Bündner Wildspinne? Setze den Aufstieg auf den nächsten Boden fort, durch Zwergföhrenhaine auf der einen und den Abgrund auf der anderen Seite. Mittlerweile hat die Bise eingesetzt, doch der meiste Weg ist, wie es die Vegetation vermuten lässt windgeschützt.

Als wär es eine Landschaft von Tolkien oder aus «Game of Thrones», führt der Weg durch ein Tor hindurch, das von drei Felsfingern bewacht wird. Mutter hat uns während den Ferien Sagen aus der Gegend erzählt, von den bösen Elmern, die den Flimsern das Vieh gestohlen haben. Doch ich kann mich an keine Sage erinnern, die von einem heroischen Titanenkampf berichtet, in dem in grauer Vorzeit (in Graubünden) niedergerungen wurde. Wohl würde man in einem Fantasyroman folgende Beschreibung lesen: «Heute ragen nur noch drei versteinerte Finger der Linken des bösen, aber bezwungenen Riesen aus dem Boden, der Handrücken mit dem Daumen, der Zeigefinger, danach führt der Weg am kleinen Finger entlang hindurch. Manch frommen Wandersmann erschien die Passage als Manhmal den Gehörnten. Manch Kind, das den schaurigen Ort in Begleitung seiner Eltern passierte, und nicht verstand, was hier so gefürchig war, fragte: ‹Mama, siehst du den Felsen zwischen den beiden Fingern, wie ist er hier reingekommen?›».


bargis yves baer

 

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