Mit dem
Erfolg hatte niemand, die Band am allerwenigsten, gerechnet.
Züriwest verkaufte sich vor zwei Jahren über
150'000 Mal. Soviel Mal verkauften sich nur noch Stephan Eichers
Engelberg und die Scheiben der verblühten Krokus.
Warum bloss ist den Schweizern der Erfolg immer suspekt, denkt
man, wenn man sich Hoover Jam zum ersten Mal anhört.
Der Einfluss
des neuen Drummers Gere Stäuble, der von den Central
Services vor zwei Jahren zur Band gestossen war, ist noch
deutlicher hörbar als auf dem gelben Album. Aufgenommen
wurde Hoover Jam denn nicht im altbekannten Studio
in Maur am zürcherischen Greifensee, sondern an der amerikanischen
Atlantikküste. Und danach klingt das Album auch. Die
Musik klingt sehr amerikanisch, Post-Grunge ist man versucht
zu sagen.
Sofa
ist ein reines Bluesstück, das dennoch verdächtig
an I Schänke Dr Mis Härz erinnert und wird
wohl genau deswegen kein Hit werden. Obwohl Laueners Lyrics
jedem Stadtführer Konkurrenz machen und man nun weiss,
wo man in Bern in den Ausgang gehen muss. Auch die aus Bern
übergeschwappte Mode mit dem Kitschinger Sack, einer
Plastiktüte zum umhängen mit aufgedruckten Irokesenköpfen,
wird beschrieben.
Wie schon
auf Züriwest geht es auch diesmal oft um Sex.
In Clii singt Lauener ganz offenen: «Chum mir
tüe no chli witervogle». In Sofa schlägt
er vor, sich noch etwas näher auf dem Sofa in der Stube
kennenzulernen. Unter Haut geht einem aber Ritigampfi,
ein Song über einen Pädophilen. Kuno Lauener gelingt
es, wie es in der Erotik üblich ist, mit dem Verhüllten
oder hier dem Unausgesprochenen die gewünschte Wirkung
zu erzielen. Lauerner erklärte unschuldig in einem Interview,
dass ihn bloss der Gegensatz der Worte Liebe und Erwischen
fasziniert hätte.
Auf Hoover
Jam sind Züri West mehrsprachig zu hören. Un
Jour Comme Un Autre ist eine gelungene Coverversion des
Klassikers, den einst B.B. ist Mikro gehaucht hatte. Und mit
Sheila singen sie ein Stück von Stiff Johnson,
dem Co-Produzenten des Albums. Dennoch ist ausser Idiot
kein Song mit Hitpotzential erkennbar. Bei diesem Album hat,
so scheint es, zum ersten Mal die Musik im Mittelpunkt gestanden.
Und so erzählt Allei Uf E Mond stimmungsvoll vom
Leben auf der Tour und der Depression danach
Der Tages
Anzeiger meinte, dass Lauener bei seinen Lyrics geschludert
hatte. Geschludert ist wohl zu hart formuliert, dennoch lässt
einem das Album ratlos zurück. Was interessiert einem,
ob der Hanspeter nun für ein Lokalblatt geschrieben hat
und riesengrosse Ohren (Grossi Ohre) verfügt.
In Sense mimt Lauener den Depro, der die verschiednenen
Suizidvarianten gegeneinader abklärt. Und in Cowboy
rät er dem frühaufstehenden Bauern, alle Kühe
zu Verkaufen und nur noch Munis zu halten, dann könne
er länger liegen bleiben.
Dennoch
wären Züri West ohne Kuno Lauener und ohne dessen
Songtexte nie das, was sie wären. Was sein ganz persönliches
Geheimnis ist, verrät er in Nüt Aus Nacht:
«Zile um Zile, geng vo obe über ds Blatt abe, immer
nöii Wörter, aber geng die gliiche Buechstabe».
Wie wahr, das ist wirklich das Geheimnis hinter jedem Text.
Und deshalb wiederholen wir es noch einmal: Zeile um Zeile,
immer von oben übers Blatt hinab, immer neue Wörter,
aber immer die selben Buchstaben.
Kuno
Lauener, keineswegs klein, dafür aber relaxed.
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Tracklisting
Hoover
Chlii
Mittufinger
Sofa
Ritigampfi
Un Jour Comme Un Autre
Idiot
Rimini
Allei Uf E Mond
Cowboy
Sense
Nüt Aus Nacht
Grossi Ohre
Sheila
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