passend wie eine alte Socke
15. März 2013
Zu seiner 50-Jahr-Jubiläumstour veröffentlicht Eric Clapton ein musikalisch vielfältiges Album mit illustren Gästen wie Taj Mahal und Paul McCartney. Bewertung * * * * 1/2


Der Titel «Old Sock» ist ironisch gemeint, denn wie eine alte Socke, die wie angegossen passt, ist Claptons neues Album wunderbar musiziert und biedert sich keinen Trends an. Die Gitarrensoli wurden wieder in den Vordergrund gemischt und Clapton singt so gut, wie er es noch selten getan hat.

Und doch: Es gibt sie nach wie vor, die zwei Versionen von Eric Clapton: Den selbsternannte Bluesapostel der 60er-Jahre, der dem Jam-Rock der 70er-Jahre den Weg bereitete und seit bald zwanzig Jahren auf grandiosen Alben wie «From The Cradle» (1994) oder «Me And Mr. Johnson» (2004) den Blues ins 21. Jahrhundert rettet und dem Eric Clapton seiner stets ausverkauften Konzerte der letzten Jahre am nächsten kommt, bei denen er improvisiert und soliert und dem Bluesrock huldigt, als würde es sein anderes Ich nicht geben, den Eric Clapton der mediokren, poppigen Studioalben, die seit dem 1974er-Album «461 Ocean Boulevard» seinen Katalog füllen.

buntes Programm mit bunten Gästen
Claptons letztes gute Studioalbum «Pilgrim», worauf er Blues und TripHop kreuzt, liegt 15 Jahre zurück. Seither sind seine Alben Zeugnis seiner musikalischen Vielfalt. So auch «Old Sock», wo er durch 75 Jahre Bluesgeschichte reist, «The Folks Who Live On The Hill» stammt aus dem Westernmusical «High, Wide and Handsome», «Our Love Is Here To Stay» von George Gershwin, «Your One And Only Man» ist eine Nummer von Otis Redding. Gleich drei Mal erinnert Clapton daran, dass er massgeblich zum Durchbruch des Reggae beigetragen hat. «Further On Down The Road» von und mit Taj Mahal hat auch das Potenzial, zu einem Klassiker zu werden.

Weitere illustre Gäste spielen mit, der fast schon obligate J.J. Cale auf «Angel» und Chaka Khan auf der Single «Gotta Get Over», die sich allerdings nicht recht zwischen Funk, Rock und Reggae entscheiden kann. Die beschwingte Billie Holliday Nummer «All Of Me» ist ein Duett mit Paul McCartney, das musikalisch wieder stilsicher in den 50er-Jahren landet. Den Höhepunkt des Albums bildet das mit Steve Winwood eingespielte «Still Got The Blues» von Gary Moore.

Auf «Old Sock» spielt Clapton ausschliesslich Coverversionen, die zwei neuen Songs stammen aus der Feder von Claptons Gitarristen Doyle Bramhall 2, der allerdings ein besserer Gitarrist denn Songwriter ist. Faltig und ergraut schaut einem Eric Clapton anno 2013 entgegen. Man sieht es ihm an, dass er nicht immer ein einfaches Leben gehabt hat. Und man hört «Old Sock» an, dass Clapton trotz seinen 68-Jahren Vater von drei schulpflichtigen Kindern ist. Dies ist nicht abwertend gemeint, sondern die Beobachtung, dass Clapton mit drei Jahrzehnten Verspätung dieselbe Entwiclung macht wie andere Helden der 60er-Jahre, die in den 70er- und 80er-Jahren familientaugliche Musik machten, bevor sie mit ihrem Spätwerk begannen. Bleibt zu hoffen, er auf seiner Tour zu seinem 50-Jahr-Bühnenjubiläum auch in der Schweiz Halt machen wird.

Clapton anno 2013. – Foto: claptononline.com



Tracklist:
Further On Down The Road
Angel
The Folks Who Live On The Hill
Gotta Get Over
Till Your Well Runs Dry
All Of Me
Born To Lose
Still Got The Blues
Goodnight Irene
Your One And Only Man
Every Little Thing
Our Love Is Here To Stay








 

 

Links: Eric Clapton



  Notenraster:
* Geld verschwendet
* * Eine EP hätts getan
* * * Okay
* * * * gutes Album
* * * * * we are pleased
* * * * * * Meisterwerk
 

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