Zuhause, Familie, Liebe.
17. April 1970
Vor den geschäftlichen Wirren um die Beatles floh Paul McCartney 1969 in den Schoss seiner neuen Familie. Mehrheitlich zuhause eingespielt, überforderte «McCartney» in seiner radikalen Einfachheit lange Zeit Kritiker und Musikerkollegen gleichermassen. Heute wird das Album als Inspirationsquelle in der Indie-Rock-Szene geliebt und fair beurteilt.
Bewertung: * * * *


Links zu den einzelnen Kapiteln:
Aufnahmen in der Stube: die Songs
Streit um den Veröffentlichungstermin
das fatale Interview
keine Single, dafür ein Video
nachmalige Wirkung
die Versionen und die Archive Collection von 2011
Rezeption und Statistik


«Zu der Zeit war es wirklich eine Erleichterung für mich, es war ein Stück Freiheit, weil es in der Hitze der Beatles-Trennung war», erinnert sich Paul McCartney vier Jahrzehnte nach den dramatischen Ereignissen in der Wiederveröffentlichung von «McCartney» in der «Archive Collection».
«Ich wollte zurück zu den absoluten Grundlagen gehen, so wie ich mit den Beatles wieder unterwegs sein wollte, einfach wieder eine kleine Band, die sich daran erinnert, wer sie ist. In derselben Art schätze ich die ‹Let It Be›-Sessions.» Mit seiner einfachen und ungeschliffenen Art ist denn «McCartney» auch vom selben Geist wie das letzte Beatles-Album, «Let It Be», herausgekommen, sie erschienen mit fünf Wochen Abstand.

Aufnahmen in der Stube: die Songs
In Paul McCartneys langen Aufnahme-Geschichte gibt es immer wieder Alben, die er allein eingespielt hat, auf «Chaos And Creation In The Backyard» (2005) spielte er auch alle Instrumente selbst, das Album produzierte aber Nigel Godrich. «McCartney» produzierte Paul alleine, ebenso «McCartney 2» (1980) und «McCartney 3», das im Corona-Lockdown 2020 aufnahm. Die Songs auf «McCartney» nahm Paul grösstenteils im Winter 1969/70 in seiner Londoner Wohnung an der Cavendish Avenue auf. Ergänzt und abgemischt wurde das Album in den Londoner Morgan- und EMI-Studios, den heutigen Abbey Road Studios. Insgesamt nahm Paul 17 Songs auf.

«McCartney» beginnt mit dem Fragment «The Lovely Linda», das Paul in Schottland schrieb. Es war der erste Song, den er zuhause aufnahm. In einer Ecke des Wohnzimmers stand eine Studer 4-Spur Maschine. Am Ende hört man das Quietschen von Pauls Gartentüre, durch die Linda hereinkommt. Paul kündigte das Stück als Trailer für den kompletten Song an, den er noch fertig aufnehmen wollte. 2001 sagte er in einem Interview: «Ich wollte den Song immer fertigstellen, ich hatte noch ein zweites Teilstück, das sich in ein spanisches Lied verwandelte, beinahe Mariachi, aber es blieb beim Fragment.»

Der Pressetext zum Album erwähnt, dass «That Would Be Something» 1969 in Schottland geschrieben wurde, doch der gewissenhafte Beatles-Archäologe Mark Lewisohn schreibt in «The Complete Beatles Chronicle», dass die Beatles den Song während den «Get Back»-Sessions im Januar 1969 gespielt haben. Das eine schliesst das andere nicht aus. Der Song besteht aus nicht viel mehr als einem Vers, den Paul Schicht um Schicht mit einem weiteren Instrument ergänzt. «Valentine Day» ist eine Improvisation, die Paul in seiner Wohnung eingespielt hat. Er mischte den Song in den EMI-Studios ab, ohne ihn noch weiterzuentwickeln.

mccartney 1970 maybe i'm amazed video


Kein Zweifel hingegen besteht, dass «Every Night» während den «Get Back»-Sessions gespielt wurde, eine Aufnahme davon wurde in der TV-Sendung «London Weekend» am 19. April 1970 ausgestrahlt. Die ersten Zeilen des Songs trug Paul ein paar Jahre mit sich herum, nachdem die Aufnahmen mit den Beatles ergebnislos geblieben waren, beendete er den Text im Mai oder Juni 1969 während den Ferien auf Korfu. Thema des Songs ist Flucht, fort von den Gedanken und den Umständen. Verständlich vor dem Hintergrund der Beatles-Trennung.

James McGrath bezeichnet die letzte Zeile als Schlüssel zum Song: «But tonight I just wanna stay in/and be with you.» Paul hat mit der Heirat von Linda einen Ausweg der Beatles-Misere gefunden. Ob er sich aber auf Bob Dylans «Tonight I’ll Be Staying With You» (1969, «Nashville Skyline») bezieht, wie McGrath vermutet, ist nicht überliefert. Paul nahm den Song am 22. Februar 1970 in den EMI-Studio auf.

«Hot As Sun» ist einer der ersten Songs, den Paul McCartney schrieb, er entstand 1958 oder 59. Die Beatles spielten ihn in der Frühphase, haben ihn aber nie für eine Veröffentlichung ins Auge gefasst; auch nicht während den «Get Back»-Sessions., bei der Aufnahme am 24. Januar 1969 hatte Paul noch einen rudimentären Text. «Welcome to the South Sea Islands, where the sound of a wave landing on the sand brings joy to the air» mitaufgenommen. Es ist einer der Songs, bei denen sich Paul nochmals etwas Zeit hätte nehmen sollen, um das gesamte Potenzial herauszuholen. Live spielten ihn die Wings 1979 mit einem mexikanischen Touch als Mariachi.

An «Hot As Sun» knüpfen zwei Fragmente an: «Glasses» und «Suicide». «Glasses» ist eine Spielerei mit unterschiedlich mit Wasser gefüllten Weingläsern, über deren Rand Paul mit einem nassen Finger fuhr, aufgenommen im Februar in den EMI-Studios. «Suicide» schrieb Paul um 1958 zuhause auf dem Klavier seines Vaters, um dieselbe Zeit entstand auch «When I’m 64». Damals hatte er die Vorstellung, der Höhepunkt als Songwriter wäre für Frank Sinatra zu schreiben. Sinatra bat denn auch Paul um einen Song und er sandte ihm «Suicide» – Sinatra verzichtete auf eine Aufnahme. Während den Aufnahmen zu «McCartney» hatte Paul noch etwas Platz auf einem Tonband und er spielte «Suicide» ein, verwendete für das Album ein neun sekündiges Stück davon.

«Junk» schrieb Paul im Frühling 1968, als die Beatles im Ashram von Maharishi Mahesh Yogi in Indien waren. Im Mai 1968 nahmen die Beatles eine Demoversion auf, der Song wurde aber weder für das «Weisse Album» noch für «Abbey Road» berücksichtigt. Paul nahm den Song zuhause auf und stellte ihn in den EMI-Studios fertig. Inhaltlich ist die Entstehung in Indien spürbar, handelt der meditative Text von Konsumverzicht.

Den Refrain von «Man We Was Lonely» schrieb Paul im Februar 1970 im Bett, die Strophe in der Mittagszeit des 25. Februars, bevor er ins Studio ging, um am Album zu arbeiten. 2001 reflektierte Paul in einem Interview mit dem Billboard-Magazin, dass der Text wohl die Zeit um die Beatles Trennung reflektierten würde, während der er oft allein gegen seine Bandkollegen und Jugendfreunde gestanden hatte. Paul McCartney schreibt wenige Songs über sein Leben, mit dem autobiografischen «Man We Was Lonely» steht er John Lennon nichts nach, dessen 1970er-Album «Plastic Ono Band» ein selbstbezogenes, therapeutisches Album ist. Linda McCartney singt die Backvocals, mit seiner ungeschliffenen Abmischung kontrastiert der Song mit einem grossen Teil im Schaffen der späten Beatles.

«Oo You» begann als Instrumental, das Paul im Dezember 1969 zuhause einspielte, der Text entstand ebenfalls kurz vor der Aufnahmesession in den Morgan Studios im Februar 1970, wo Paul den Bluesrocker von einem Vierspur- auf ein Achtspurgerät überspielte, um weitere Instrumente und Effekte aufzunehmen, wie den Klang einer Spraydose. Dem Song ist sein rauer Charakter geblieben und wirkt trotz aller Overdubs und dem Text noch unfertig.

mccartney 1970 maybe i'm amazed video


«Momma Miss America» ist ein Song, der aus zwei unfertigen Teilstücken zusammengesetzt ist und hiess zunächst «Rock’n’Roll Springtime», getragen wird er zunächst von den mächtigen Klavierakkorden, ehe Paul auf der Gitarre improvisiert. Paul erzählt, dass während den Aufnahmen von «McCartney» Linda erstaunt feststellte, dass er auch Leadgitrarre spielen würde und ermutigte ihn, mehr Gitarre zu spielen.

Die bessere Version von «Teddy Boy» haben die Beatles aufgenommen, wobei sie den von Paul in Indien geschrieben Song gar nie vollendet haben. Auf «Anthology 3» hört man, wie John Lennon dazu improvisiert: «Hold your partner/Do si do/hold’em tight/and don’t let go». Interessant ist Lennons Harmonie, die von einem Instrument hätte aufgenommen werden können. Als Paul den Song zuhause neu einspielte, blieb er beim simplen Folksong und wollte von Johns Ergänzung, verständlicherweise, nichts mehr wissen. Der Text ist ein typischer Story-Song McCartneys über den fiktiven Teddy, der zunächst darunter leidet, dass seine Mutter alleinerziehend ist und dann fortgeht, als seine Mutter einen neuen Partner hat.

«Singalong Junk» ist mehr als nur eine Reprise von «Junk» von Seite 1 des Albums. Paul nahm zwei Takes von «Junk» auf, den zweiten ergänzte er mit dem Gesang, «Singalong Junk» ist der instrumentale Take 1, den Paul im Studio mit elektrischer Gitarre, Xylophon und von einem Mellotron erzeugten Streicherarrangement ergänzt wurde.

Höhepunkt des Albums ist der selbstbewusste Abschluss mit «Maybe I’m Amazed» und dem experimentellen «Kreen-Akrore». «Es gab einen Film am Fernsehen über die Kreen-Akrore Indianer, die im brasilianischen Dschungel leben und wie der Weisse Mann versucht, ihren Lebenstil seinem anzupassen. Anderentags beim Mittagessen spielte ich etwas Schlagzeug. Die Idee war, dass ich das Gefühl ihrer Jagd einfangen wollte», so Paul. Neben Perkussion gab es Gitarre und eine Orgel, sowie einige Soundeffekte wie Atemgeräusche von Paul und Linda, das Trommeln auf einen Gitarrenkoffer und von Pfeil und Bogen.

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Linda fotografierte Paul während den «Get Back»-Sessions der Beatles im Januar 1969. Dieses Bild wurde im Videoclip von «Maybe I'm Amazed» verwendet.


Auf der Bonus-Disc der «Archive Collection» 2011 wurden drei weitere Songs aus den «McCartney»-Sessions veröffentlicht. «Don’t Cry Baby» lässt einem Lächeln, man man hört Baby-Mary Schreien und Paul antworten: «Don’t cry Baby, daddy’s gonna play you a lullaby.» (Weine nicht, Baby, Papi spielt dir ein Schlaflied), dann zählt Paul ein und es folgt die Instrumentalversion von «Oo You». Für die «Archive Collection» stöberte Paul in seinen Demos und fand «Woman Kind», ein bislang nicht weiter aufgenommener Song, auf dem er herumalbert. Er entdeckte auch die Originalaufnahme von «Suicide», die belegt, dass es sich um eine weitere Improvisation handelte.

Streit um den Veröffentlichungstermin
Am 26. September erschien «Abbey Road». Neun Tage zuvor veröffentlichte die Studentenzeitschrift Drake Times-Delphic von der Drake Universtity in Iowa den Artikel «Ist Paul McCartney wirklich Tod?» worin die

 

das fatale Interview
Am 26. September erschien «Abbey Road». Neun Tage zuvor veröffentlichte die Studentenzeitschrift Drake Times-Delphic von der Drake Universtity in Iowa den Artikel «Ist Paul McCartney wirklich Tod?» worin die Gerüchte über die Paul-ist-tot-Legende aufgeführt wurden. Am 21. Oktober dementierte Derek Taylor, der Mediensprecher von der Beatles die Gerüchte. Doch Pauls Rückzug aus der Öffentlichkeit war nicht unbemerkt geblieben und befeuerte die Gerüchte. Weshalb das «Life» Magazin die Reporterin Dorothy Bacon und den Fotografen Terence Spencer aus dem Londoner Büro auf die Fährte McCartneys schickte. Spencer hatte in Kriegsgebieten fotografiert und wandte einen Trick an, um zu Pauls Farm zu gelangen. Um sie zu erreichen, musste man über eine Privatstrasse fahren, die über das Gelände zweier Nachbarfarmen führte.

Die schottischen Bauern wiesen in der Regel sämtliche Fremden ab. Doch Spencer und Bacon fuhren an einem Sonntagmorgen zur Kirchzeit über die Strasse und klopften an die Tür von Lower Ranachan. Spencer wartete mit gezückter Kamera. Wut entbrannt öffnete McCartney die Türe und warf einen Eimer Abwasser nach den beiden Reportern. Spencer erhielt sein Foto – und die Ladung Wasser. Bacon und Spencer traten erschrocken den Rückzug an. Linda brachte Paul zur Ruhe und er die Familie folgte den beiden im Land Rover. Nach zehn Minuten hatte sie Paul eingeholt. Gegen Herausgabe des Filmes vereinbarte Paul eine Homestory, die am 7. November mit dem Titel: «Paul ist immer noch unter uns» erschien. Mit dem Beitrag fiel die Paul ist tot Geschichte in sich zusammen.

Was jedoch im ganzen medialen Trubel über die Gerüchte unterging, war Pauls Aussage im Interview: «Ich mache lieber das, was ich begonnen habe, nämlich Musik. Aber die Beatles-Sache ist vorbei. Sie ist explodiert, teilweise wegen Dingen, die wir taten, teilweise wegen anderen Leuten.» Nicht einmal das Life Magazine merkte, dass sie den Primeur der Beatles-Trennung gedruckt hatten.

mccartney 1970 innersleeve mccartney album
Die von Paul und Linda McCartney gestaltete Innenhülle von «McCartney» mit vielen Urlaubsbildern. Das Bild mit dem Hinkelstein wurde 1997 für das Cover von «Standing Stone» verwendet.

keine Single, dafür ein Video
begleitung erinnert an die komplexen Songs der späten Beatles und dass Paul ein Rockmusiker war. Hätte man vier Wochen in die Zukunft blicken können und die Einfachheit und auf dem letzten Beatles-Album «Let It Be» gehört, hätte man erkannt, dass «McCartney» vom selben Geist geprägt ist.

Wandel in der Wahrnehmung
Nach den schlechten Kritiken für «McCartney», spielte Paul lange Zeit keine Songs des Albums bei seinen Konzerten, erst 1991 mit dem «Unplugged»-Konzert kamen einige Songs in sein Repertoire. Einzige Ausnahme ist «Maybe I’m Amazed», das seit der «Wings Over Europe Tour» im Sommer 1972, die in Zürich und Montreux Station machte, in Pauls Liveprogramm ist. Bei all seinen Schweizer Konzerten spielte er «Maybe I’m Amazed». Eine Liveversion des Songs wurde 1976 als Single aus dem Album «Wings Over America» ausgekoppelt und erreichte die Rang 10 in den US-Billboard Charts und Platz 28 in den UK-Charts. Seit «All The Best» 1987 fehlt er auch auf keiner Best-Of-Zusammenstellung.

«That Would Be Something» erhielt bei Pauls «Unplugged»-Konzert 1991 ein neues Arrangement und wurde von vielen neu Entdeckt. «Every Night» wurde von Phoebe Snow gecovert, sie erreichte 1979 den 41. Platz in den UK-Charts. 1979 nahmen ihn die Wings in ihr Programm auf, eine Liverversion erschien 1981 auf dem Sampler «The Concert For The People Of Kampuchea». Bei McCartneys «Unplugged»-Konzert war der Song ein Höhepunkt der Show, Paul nahm in fortan in sein Liveprogramm auf. Auch «Hot As Sun/Glasses» gehörte während der Wings-UK Tour 1979 zum Liveset.

Das Beatles-Demo von «Junk» erschien erstmals 1996 auf «Anthology 3» und auf den «Esher Demos», einer der Bonus-CDs in der 50th-Anniversary Version des «Weissen Albums» 2018. Paul nahm «Junk» als dritten Song von «McCartney» in das Set seines Unplugged-Konzertes, allerdings war es die Instrumentalversion, was denn eigentlich «Singalong Junk» wäre. Alle drei Songs von «McCartney» spielte Paul bei den Secret-Gigs 1991, «Junk» gehörte bei den Soundchecks der «New World Tour» zum Programm.

Regisseur Cameron Crowe verwendete 1996 «Momma Miss America» und «Singalong Junk» im Soundtrack von «Jerry Maguire» (mit Tom Cruise und Renée Zellweger). Jack White bekannte 2009, dass Paul sein Lieblingsbeatle wäre und spielte 2010, als US-Präsident Barack Obama McCartney den «Library Of Congress Gershwin Prize For Popular Song» verlieh, mit dünner Stimme «That Would Be Something» im Medley mit «Mothers Nature Son» vom «Weissen Album.»

Eine spezielle Bearbeitung erhielten «The Lovely Linda», «Junk» und «Maybe I’m Amazed für Pauls drittes Album mit klassischer Musik. Auf «Working Classical» arrangierte das Loma Mar String Quartett die Songs für Kammermusik um. Und auf dem 2005er-Remix-Album «Twin Freaks» beschloss «Maybe I’m Amazed» das Mash Up.

die Versionen und Archive Collection
«McCartney» erschien in den damals üblichen Formaten als Langspielplatte, Musikassette und 4- bzw. 8-Track Tonband. Die Erstveröffentlichung auf CD erfolgte 1987. 1992 wurde eine Digitale Compact Kassette veröffentlicht, 2007 erfolgte der Download-Release im iTunes Store. Für die «Paul McCartney Collection» 1993 wurde «McCartney» digital remastered, aber ohne Bonustracks veröffentlicht. Klanglich war klingt dieses Remaster zu steril.

2011 wurde «McCartney» als zweite Veröffentlichung, zeitgleich mit «McCartney 2», in der «Archive Collection» wiederveröffentlicht. Das Remastering erfolgte in den Abbey-Road-Studios, die gemäss Paul McCartney dafür die besten der Welt wären – ein Urteil, dem sich der Autor dieser Zeilen anschliesst. Allan Rouse von den Abbey-Road-Studios schreibt im Begleitbuch, dass mit den Beatles-Remaster 2009 in der Industrie ein Umdenken beim digitalen Remastering stattgefunden habe, und anstatt alle Bandgeräusche zu eliminieren und die Lautstärken der einzelnen Spuren möglichst zu maximieren, wird nun nach der Digitalisierung die bestmögliche Wiedergabe der ursprünglichen Masterbänder angestrebt.

Das Album wurde in fünf Formaten wiederveröffentlicht, als digitaler Download bzw. Stream, sowie physisch das Original-Album auf CD, als Special Edition auf Vinyl und CD mit einer Bonus-Disc mit 7 Outtakes bzw. Liveaufnahmen und die Deluxe Version mit 2 CDs und einer DVD und einem hochwertigen, 128-seitigen Buch mit einem Interview von Paul Du Noyer mit Paul McCartney, den Songtexten und vielen Fotos. Zudem lag eine Downloadkarte bei, bei der man während einer gewissen zeit die 24bit 96kHz Hi-Res Versionen der Songs herunterladen konnte.

Die Live-Aufnahmen stammen aus späteren Jahren, «Maybe I’m Amazed» von der Dokumentation «One Hand Clapping» (1974) sowie «Every Nigth», «Hot As Sun» und nochmals «Maybe I’m Amazed», alle 1979 aufgezeichnet in Glasgow. Dies war das letzte Konzert der Wings und wurde aufgenommen, blieb aber ausser der Live-Version von «Coming Up» bisher unveröffentlicht.

Die DVD enthält neben dem Video zu «Maybe I’m Amazed» vor allem Konzertmitschnitte von Songs von «McCartney», welche die Wings und Paul und Band am «Concert From The People Of Kampuchea 1979» und bei «Unplugged» von MTV 1991 spielten. Diese Aufnahmen sind bestens restauriert für eine künftige Veröffentlichung, anders als «The Beach», eigentlich ein Privates 8mm-Video, das die McCartneys im Februar 1970 in Schottland am Strand zeigt, jedoch einge der Bilder im Cover Artwork enthält. Ein Fehler ist im Abspann der «Unplugged»-Clips passiert, diese werden auf Dezember 1991 datiert, das Album erschien aber im Mai 1991 – das Konzert wurde im Januar aufgezeichnet.

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Paul 1969 in seinem Wohnzimmer am Vierspur-Tonband von Studer. –
Foto: Linda McCartney.



Rezeption und Statistik
Während sich «McCartney» in England auf Rang 2 platzierte, erreichte das Album die Chartspitze in den amerikanischen Billboard Charts und in Kanada. Weitere Top-3 Rangierungen vermeldeten Schweden (Platz 2) sowie Australien, Holland und Italien. In Frankreich und Spanien resultierte Rang 4, in Japan Platz 13 und in Westdeutschland Platz 15.

Die Wiederveröffentlichung innerhalb der «Archive Collection» von 2011 erreichte in sechs Ländern die Hitparade: In den USA wurde «McCartney» in den Top Pop Catalog Albums auf dem 7. Platz notiert, Japan vermeldete Platz 27, in Spanien resultierte ein 74. Platz, in Holland schaute Platz 85, in England Platz 88 und in Frankreich Platz 91 heraus. In der Schweiz konnte sich «McCartney» weder 1970 noch 2011 platzieren.


mccartney 1969 home recordingPaul während den Aufnahmen von McCartney in seiner Stube, gesehen von Linda McCartney. – Foto: paulmccartney.com



mccartney

Original Album
The Lovely Linda
That Would Be Something
Valentine Day
Every Night
Hot As Sun / Glasses
Junk
Man We Was Lonely

Oo You
Momma Miss America
Teddy Boy
Singalong Junk
Maybe I'm Amazed
Kreen-Akrore



McCartney Collection 1993:
The Lovely Linda
That Would Be Something
Valentine Day
Every Night
Hot As Sun / Glasses
Junk
Man We Was Lonely
Oo You
Momma Miss America
Teddy Boy
Singalong Junk
Maybe I'm Amazed
Kreen-Akrore

Enthält eine digital remasterte Version des Original-Albums ohne weitere Bonus Tracks.




Archive Collection 2011:
CD 1: Original-Album

Bonus CD:
Suicide (Out-take)
Maybe I'm Amazed (From One Hand Clapping)
Every Night (Live At Glasgow, 1979)
Hot As Sun (Live At Glasgow, 1979)
Maybe 'Im Amazed (Live At Glasgow, 1979)
Don't Cry Baby (Out-take)

Women Kind (Demo)

Archive Collection Deluxe Version 2011:



CD 1: 2011 Remaster
The Lovely Linda
That Would Be Something
Valentine Day
Every Night
Hot As Sun / Glasses
Junk
Man We Was Lonely
Oo You
Momma Miss America
Teddy Boy
Singalong Junk
Maybe I'm Amazed
Kreen-Akrore

Bonus CD:
Suicide (Out-take)
Maybe I'm Amazed (From One Hand Clapping)
Every Night (Live At Glasgow, 1979)
Hot As Sun (Live At Glasgow, 1979)
Maybe 'Im Amazed (Live At Glasgow, 1979)
Don't Cry Baby (Out-take)
Women Kind (Demo)

DVD:
The Album Story
The Beach
Maybe I'm Amazed Video
Suicide (from One Hand Clapping)
Every Night (Live at Concert for the People of Kampuchea)
Hot As Sun (Live at Concert for the People of Kampuchea)
Junk (MTV Unplugged)
That Would Be Something (MTV Unplugged)

 

Presse 1969/1970
mccartney life 1969 paul is still with us
Das «Life»-Magazin vom 7. November 1969 zeigt als erstes Bilder von Pauls Farm und Familie in Schottland. Bereits in diesem Beitrag spricht Paul vom Ende der Beatles.

mccartney 1970 record mirror beatles breakup
Der Daily Mirror vom 10. April 1970 verkündet auf der Frontseite: «Paul verlässt die Beatles». Der Untertitel (unten rechts im Bild) «Clash over the running of Apple» bezeichnet die geschäftlichen Differenzen als Ursache für die Trennung der Beatles.

 

Links:
Paul McCartney

 

chronologische Discografie:
« Hey Jude
» Let It Be


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