Thunderstrucked
8. Juni 2015


Am Freitag den sommerlichen Abend auf dem Balkon schreibend und Musik hörend verbringend. Es war der heisseste Tag des Jahres und das nicht nur, weil AC/DC den Letzigrund zum ersten Mal an diesem Wochenende rocken, um vier Uhr nachmittags hat man im Reckenholz 31,4° C gemessen. Die Riffs der Band dröhnen über die Stadt. Täuscht der Eindruck oder ist sie in die Jahre gekommen? Beim Nachbarhaus setzen sich Mutter und Tochter Besic auf den Balkon und lauschen der Musik. Ob Vater Besic mit dem Sohne im Letzigrund ist? Etwas nach zehn Uhr werden die Regler für die Zugaben nochmals aufgedreht. «Back In Black» erklingt in der Lautstärke, als ob ich in der Stube die Stereoanlage laufen lasse. Praktisch jedes Wort wäre zu verstehen, wenn Brian Johnson nicht so krächzen würde. Mit Kanonendonner während «For Those About To Rock (We Salute You)» verabschiedet sich die Band fürs erste.

Am Sonntag den sommerlichen Abend in der Stube schreibend und Musik hörend verbringend. Es ist zehn Uhr, der Schlund der Hölle hat sich unterdessen geöffnet, aus seinem Innersten muss es infernalisch rauchen. Zumindest so sind die Regenwolken zu deuten, die dunkel, regenschwer und in der geballten Farbenpracht von Anthrazit zu Schwarz aus der Innerschweiz über den Üetliberg schwappen. Trotz der hohen Luftfeuchtigkeit, die das zweite Konzert von AC/DC weiterleiten sollte, ist bis zu «For Those About To Rock (We Salute You)» fast nichts aus Letzigrund zu hören. Eine Viertelstunde früher als am Freitag beginnt der Kanonendonner, es blitzt und leuchtet rot und gelb aus dem Hexenkessel des Letzigrundes, darüber hängen regenschwer die Wolken. Doch anstatt die Farben zu reflektieren, blitzt es aus ihnen zurück und himmlisches Grollen kämpft gegen den Geschützdonner an. Es ist, als ob Petrus zurückschiessen würde. Innert wenigen Augenblicken beginnt es sintflutartig zu regnen. Noch ist der letzte Rauch nicht über dem Stadion abgezogen, da hat die Regenwand den Üetliberg und kurz darauf den Letzigrund verschlungen.

Ich stehe hinter dem Balkonfenster und schaue dem himmlischen Lichtspektakel zu. Sturzbachartig läuft das Wasser der Scheibe entlang. Obwohl es ständig blitzt, gelingt es mir nicht, die Blitze zu fotografieren. Kaum ist ein Blitz erloschen, zucken zwei weitere krampfartig durch die Wolkenbäuche. Jörg Kachelmann zählte für den Kartenauschnitt Zürich 3867 Blitze während einer halben Stunde, was 128 Blitzen pro Minute entspricht, die sich über der Stadt und dem See entladen. Das ist Rekord.

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Während «For Those About To Rock (We Salute You)» beenden Salutschüsse aus Kanonen und Feuerwerk das Konzert von AC/DC im Letzigrund. Rechts im Bild hat die Gewitterfront bereits den Üetliberg überquert und es regnet im Triemli und Albisrieden. – Foto: Yves Baer | Zürich, 7. Juni 2015



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zum Scheiben – 12. Mai
zu An'n Strann – 3. April
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