Laubbläser im Einsatz
5. Januar 2010


Als wir unser Büro noch in Wipkingen hatten, war der Laubbläser der ganze Stolz von Herrn Iléa, gebürtiger Rumäne und die Funktion des Hauswartes ausübend. Er war ein unfreundlich wirkender Mensch, beanstandete jede Kleinigkeit, die gegen seinen kleinlichen, dafür aber umso grösseren Ordnungssinn ging. Dienstag war Blasetag. Zu jeder Jahrezeit und bei jedem Wetter. Im Herbst blies er die Blätter, die sich auf den Vorplatz verirrt hatten, auf den öffentlichen Weg hinab. Was er das ganze Jahr über sonst blies, blieb uns Rätsel. Folgende Dienstagsszene gehörte zum Alltag: Herr Iléa kreuzte mit dem Bläser auf dem Rücken auf und machte ziemlich viel Krach. Vater ärgerte sich regelmässig darüber und schimpfte über den Abwart. Vor allem wenn er am Telefon war. Max, unser Untermieter, kommentierte daraufhin jeweils: «Ja, ja, François, der Herr Iléa ist eben kein Abwart, er ist ein Blaswart.»

Heute nun wundere ich mich über ein altbekanntes Geräusch, das in meine Wohnung dringt. Es hat den Tag über geschneit und gegen Abend sind ein paar Zentimeter liegen geblieben. Wenn viel Schnee liegt, montiert Hanspeter, Abwart bei mir zuhause, eine Schaufel an den Rasenmäher-Traktor und räumt die Einfahrt damit frei. Die Eingänge zu den Häusern werden dann auf die klassische Weise freigeschippt. Wenn wie heute nur wenig Schnee fällt, benützt Hanspeter seine Spezialschaufel mit verbreiterter Fläche, sie ist schnell und macht vor allem keinen Lärm. Doch der Lärm da draussen klingt weder nach dem städtischen Schneepflug, der die Strasse räumt, noch dem umfunktionierten Rasenmäher. Es ist ein vertrauter Klang, der sehr laut ist und auf die Nerven geht. Immerhin merke ich dadurch, dass ich im Badezimmer noch das Fenster gekippt habe und schliesse dieses. Doch der Lärm dringt noch immer unanständig laut in meine Wohnung. Ich gehe ans Stubenfenster und schaue auf den Vorplatz hinunter. Dort erblicke ich Hanspeter mit dem Laubbläser auf dem Rücken, sowie einem Kopfhörer ähnlichen Gehörschutz unter seiner Kappe tragend, wie er den Schnee wegbläst. Es ist eine laute, aber ziemlich effiziente Methode.

Ziemlich, denn die Fussabdrücke bleiben ebenso als weisses Punktemuster auf dem schwarzgrauen Steinboden zurück wie die Reifenspuren.




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